Moschus, Amber, Tonka, Hölzer: Parfümnoten, die die Kälte mögen.

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Es soll Menschen geben, die haben nur ein einziges Parfum, dem sie treu sind. Die Armen. Das sprühen sie sich tagtäglich drauf, riechen es selbst kaum noch und dosieren es im Laufe der Zeit auch zu stark: Damit können sie andere wahnsinnig machen. Vor allem dann, wenn die Umgebung den Duft nicht mag.

Ein Ausweg aus der monothematischen Duftspur ist Abwechslung. Nicht nur die Kleider und das Essen unterliegen einem Sommer- und Winterrhythmus, auch Parfum hat seinen Jahresrhythmus. Während die Parfümindustrie die Sommerdüfte immer mit viel Trara promotet, überlässt sie den Kunden im Winter sich selbst.

Sich riechen können

Gut so. Endlich mal Eigeninitiative und Selbstbestimmung. Denn im Grunde geht es um die Selbstwahrnehmung. Wer halbwegs seine Sinne beisammen hat, weiß, dass die frisch-kühlen, leichten und aquatischen Parfums aus dem Sommer derzeit einfach nicht mehr gehen. Sie funktionieren nicht, weder als Träger noch als Schnüffler. Unlängst habe ich mir das bei einer Fahrt im Lift gedacht. Der Sommerduft des Mitpassagiers, einst frisch, ist stechend-penetrant geworden.

Gut also, dass jetzt wo die Handschuhe und Hauben aus ihrem Versteck geholt werden, auch die Winterparfüms wieder aus dem Kasten dürfen. Mich jedenfalls machen die kalten Temperaturen in dieser Hinsicht überglücklich, weil jetzt endlich wieder Serge Lutens (La Religieuse, Fille en aiguille, Bapteme du feu) auf mir funktioniert. Holzige und rauchige Parfums im Sommer tragen: Das ist mir nur einmal passiert. Nie wieder.

Kalter Wind und schlechtes Wetter kitzeln bei Parfüms ihre wärmende Wirkung hervor. Eben wieder einmal ausprobiert mit einer Neuentdeckung von Diptyque. Diese Firma ist zwar eigentlich für ihre Duftkerzen berühmt, ziemlich genauso fantastisch sind die Parfums (bei Kussmund & Duft und Kultur in Wien). "34" zum Beispiel, versüßt ganz sicher den Spätherbst. Apropos Duftkerzen: Die dürfen jetzt auch endlich wieder angezündet werden. Unbedingt auch schon vor dem Advent. (Karin Pollack, 8.11.2016)