Die FPÖ beschäftigte sich Montagabend mit Antisemitismus. Neben Parteichef Heinz-Christian Strache und Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer redeten und diskutierten auch zwei ehemalige israelische Politiker über das Thema "Haben wir aus der Geschichte gelernt? Neuer Antisemitismus in Europa". Als Anlass für die Veranstaltung nannte die FPÖ den Novemberpogrom 1938, den die Nazis zynisch als "Reichskristallnacht" bezeichneten.

Kritik

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung gab es Kritik von Teilen der jüdischen Community, SPÖ und den Grünen. "Die plötzlichen Reinwaschungsversuche der tief antisemitisch geprägten FPÖ sind peinlich und unglaubwürdig", sagt der Grünen-Abgeordnete Harald Walser. "Der Titel der FPÖ-Veranstaltung kann eindeutig mit Nein beantwortet werden, denn wieder werden auf der Facebook-Seite von Norbert Hofer antisemitische Inhalte gepostet, indem etwa mit Hinweis auf Fischers Teilnahme an Bilderberger-Treffen die Frau von Heinz Fischer als 'Jewish' bezeichnet wird und zudem auf eine klar antisemitische Website verlinkt wird."

Antisemitische Postings auf der Facebook-Seite von Norbert Hofer.

Auch Teile der jüdischen Gemeinde in Wien kritisierten die Veranstaltung und organisierten eine Protestkundgebung. Sie vermuteten den Versuch der FPÖ, sich selbst reinzuwaschen, indem Antisemitismus von muslimischer Seite in den Vordergrund gestellt wird. Zudem fordern sie, dass sich Strache mit Antisemitismus in seiner Partei beschäftigen solle. Die SPÖ-Wien forderte von Strache, dass er auf der Veranstaltung erklären könnte, warum er 2012 eine Karikatur im Stil antisemitischer Hetzschriften der 1930er und 1940er Jahre via Facebook verbreitet hatte.

Plakat bei der Protestkundgebung heute Abend in Wien.
Foto: sulzbacher

NSDAP- und SS-Mitglieder

Tatsächlich standen an der Wiege der FPÖ ehemalige NSDAP- und SS-Mitglieder. Außerdem unterhielt der ehemalige Parteichef Jörg Haider gute Kontakte zu Diktatoren im Nahen Osten, die zu den erklärten Feinden Israels zählten. In den letzten Woche sorgte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl für Schlagzeilen, da er in Linz bei einer Veranstaltung auftrat, bei der sich auch Rechtsextremisten und Vertreter der Zeitschrift "Alles Roger?" tummelten. Das Blatt wird vom Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) als "tendenziell antisemitisch" bezeichnet. (Markus Sulzbacher, 7.11.2016)

Update 13:21: Auf der Facebook-Seite von Norbert Hofer wurden die antisemitischen Postings mittlerweile entfernt.