Veith nutzte die Auszeit auch zum Schreiben, wann sie in den Weltcup zurückkehrt, ist weiter offen.

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Wien – "So ungefähr stelle ich es mir vor, wenn man stirbt. Ein Kribbeln, das in deinen Fingern beginnt, sich über den Oberkörper ausbreitet, schließlich den Kopf erreicht und dann dein Bewusstsein ausknipst."

So lauten die ersten Zeilen des Buches Zwischenzeit, das Skistar Anna Veith (27) gemeinsam mit dem Journalisten Manfred Behr verfasst und am Montag in Wien präsentiert hat. Mit diesen Zeilen beschreibt Veith ihre ersten Gefühle nach dem Sturz im Oktober 2015 in Sölden.

Für Veith, die damals noch Fenninger hieß, war die Saison vorbei. Die Salzburgerin befürchtete noch Schlimmeres. "Ich hatte mit der Alpin-Karriere abgeschlossen", schreibt sie. Die Diagnose habe ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Patellasehnenriss, Kreuzbandriss, Innenbandriss, Meniskusverletzung im rechten Knie. Dabei war es nur ein Innenskifehler, der ihr passiert war. Einer, wie er häufig passiert.

November 2016. Der Innenskifehler wirkt noch immer nach. Veith ist bis jetzt nicht in den Skiweltcup zurückgekehrt. Für den Saisonstart in Sölden hatte sie kurzfristig abgesagt. Wann sie wieder Rennen fährt, ist offen. Der Slalom am Samstag in Levi wäre ohnehin nicht Veiths Sache. Die Rennen in Nordamerika, in Killington und Lake Louise zwischen 26. November und 4. Dezember, lässt sie aus. Am 10. Dezember ist der Riesentorlauf in Sestriere. Bis dahin ist ein Monat Zeit.

Veith arbeitet in der Kraftkammer

"Es ist schwierig einzuschätzen, wann es so weit ist", sagt Veith. Derzeit steht Krafttraining im Vordergrund. "Ich bin sehr hart am Arbeiten." Hart gearbeitet hat Veith seit ihrer Verletzung. In der Auszeit sah sie auch Positives. "Ich hatte davor nie Zeit, Dinge zu verarbeiten. Es ist alles so schnell gegangen."

In jungen Jahren schon wurde Fenninger als die neue Annemarie Moser-Pröll gehandelt. Viermal gewann sie Gold bei Juniorenweltmeisterschaften. Bei der WM 2011 in Garmisch holte sie 21-jährig überraschend Gold in der Superkombination. Knapp ein Jahr später lernte Veith "die Schattenseiten der Popularität" so richtig kennen. Es war der Heimweltcup in Bad Kleinkirchheim. Auf dem Weg zum Start wurde sie immer wieder von Fans belagert.

Anna Veith hat ihr Buch "Zwischenzeit" präsentiert. "Ich bin stolz darauf."
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Im Buch schreibt sie: "Ich bekam Panik, Platzangst, versuchte mir einzureden: ‚Es ist gleich vorbei. Es ist gleich vorbei.‘" Sie sei einem Nervenzusammenbruch nahe gewesen.

"Ich erlebte den 8. Jänner 2012 als eine Art Wendepunkt meiner Karriere. Der Tag, an dem mein Dasein aus heiterem Himmel ein anderes wurde. Explosionsartig. Es fühlte sich an wie ein Point of no Return, das Leben in der Anonymität gehörte für alle Zeiten der Vergangenheit an."

Rummel bei der Heim-WM

Ein Jahr später die Heim-WM in Schladming: Der Rummel um Fenninger war noch größer, der Druck ebenso. Ein Druck, mit dem sie damals schwer umgehen konnte. Fenninger nutzte aber ihre letzte Chance auf eine Medaille, holte Bronze im Riesentorlauf. Ein Jahr später war sie Olympiasiegerin, zwei Jahre später Doppelweltmeisterin. Fenninger, Superstar.

Im Sommer 2015 dann der Krach mit dem ÖSV. Er ist Thema des achten Kapitels im Buch. "Eiszeit" heißt es. Veith: "Ich wollte das Fass nicht neu aufmachen." Der Streit wurde noch im Sommer geschlichtet. "Aber es ist Teil meiner Geschichte, ich hatte das Gefühl, es gehört dazu." Genauso wie die Verletzung im Oktober 2015.

Im letzten Kapitel des Buches heißt es: "Die trüben Gedanken, die mich vor der Operation geplagt hatten, als ich mir nicht zutraute, eine so langwierige Rehabilitation durchzustehen, waren am Tag danach verflogen. Das Karriereende musste warten." (Birgit Riezinger, 7.11.2016)