Das Skigebiet Heavenly mit Panoramapisten am Lake Tahoe erstreckt sich über die US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada. Es gilt als äußerst schneesicher.

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Links geht's nach Kalifornien, rechts nach Nevada

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Wie ein riesiger blauer Saphir schimmert der Lake Tahoe in der Tiefe. Verzaubert blicken die Skifahrer hinunter, die sich im Skigebiet Heavenly vom Sessellift des Sky-Express auf 3.060 Meter haben katapultieren lassen. Der Hochgebirgssee liegt fast 1.900 Meter über dem Meeresspiegel, knapp 500 Quadratkilometer ist er groß, nur wenig kleiner als der Bodensee. Dank seiner Tiefe und des gigantischen Volumens friert er auch in den härtesten Wintern nicht zu, die Wassertemperatur sinkt nie unter vier Grad Celsius. Eine himmlische Kulisse für das Skigebiet, das sich über die beiden US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada erstreckt.

Von hier oben schwenkt der Blick über die Pine Nut Mountains, die das östliche Seeufer begrenzen, weit hinein in das wüstenähnliche Hochtal Carson Valley. Doch die Aussicht auf eine Wüste täuscht: Die Skigebiete rund um den Lake Tahoe gelten als äußerst schneesicher während einer langen Saison: Bereits am 18. November möchten heuer einige Pisten am See aufmachen, darunter auch Heavenly, und viele werden bis in den April hinein befahrbar bleiben.

Anspruchsvolle Liz

Von der Bergstation des Sky-Express aus eröffnen sich aber nicht nur landschaftliche Ausblicke, sondern auch skifahrerische: Sollen es anspruchsvolle Pisten wie Ellie oder Liz sein oder der moderate, gut ausgebaute Skyline Trail, der nahe dem Gebirgskamm durch bewaldetes Terrain zur East Peak Lodge kurvt? Auf diesem Skiberg gibt es auf engem Raum fast alle Schwierigkeitsgrade – was es allerdings kaum gibt, sind Wartezeiten bei den Aufstiegshilfen. Auch die meisten Skihütten funktionieren anders als in Mitteleuropa.

In der East Peak Lodge bekommt man keine Après-Ski-Hits und Germknödel serviert, sondern Livemusik und Barbecue im Freien. Hütten wie diese und South Lake Tahoe am Südufer des Sees wurde in den letzten Jahren ordentlich aufgehübscht, überall in der Stadt gibt es nun fesche Hotels, Restaurants und Bars. Dass das Spieler-, Heirats- und Scheidungsparadies Reno nur eine gute Autostunde vom Lake Tahoe entfernt liegt, merkt man ebenfalls: Die vielen Casinos in und um South Lake Tahoe, an denen der Zahn der Zeit schon sichtbar nagt, zeigen, wie sehr neben Skifahrern auch Glücksspieler als Gäste willkommen sind.

Ananas-Express

Rund ein Dutzend in Europa wenig beachtete Skigebiete erschließen das Hochgebirge der Sierra Nevada im Osten Kaliforniens und im Westen von Nevada. International bekannt wurde die Region durch die Olympischen Winterspiele von 1960, die in Squaw Valley im Nordwesten des Lake Tahoe ausgetragen wurden. Etwas weiter nördlich – der Name lässt es vermuten – hat sich das Northstar Resort auf betuchte Gäste eingestellt.

Ein am bewaldeten Berghang arrangiertes künstliches Dorf mit Apartmentanlagen und Villen, mit Boutiquen und teuren Restaurants, mit Kino und Eislaufbahn wurde für sie geschaffen. Sie kommen, um die Kulisse zu genießen. Doch die gut 100 Pisten aller Schwierigkeitsgrade zwischen der Talstation auf 1.900 Meter und dem 2.624 Meter hohen Mount Pluto locken mittlerweile auch eine Klientel an, die nur zum Skifahren anreist.

Vulkan mit Eiszapfen

In Mammoth Lakes, einer früheren Goldgräbersiedlung im Osten der Sierra Nevada, knapp 200 Kilometer südlich des Lake Tahoe, wird schließlich das Geheimnis um die Schneesicherheit dieser Gebiete gelüftet: "Wir haben hier zwei Sorten Schnee, und irgendeiner fällt immer", erklärt Skilehrer Frank. Der Westwind, der in dieser Gegend als Pineapple-Express bezeichnet wird, lädt sich über dem Pazifik mit Feuchtigkeit auf und verwandelt sich im Hochgebirge zu dicken, nassen Schneeflocken.

Kommen dagegen eisige Stürme von Alaska herangefegt, die sogenannten Northers, bedeutet das so wunderbar trockenen Pulverschnee, für den Skifahrer gerne von weither anreisen. An Schnee herrscht in Mammoth Lakes meist bis Ende Mai kein Mangel, schließlich liegt schon der Ort auf 2.400 Meter Höhe, und das Skigebiet reicht bis zum 3.369 Meter hohen Mammoth Mountain hinauf.

Während das Skigebiet von Heavenly über einen See- und Fernblick bis in die Wüste verfügt, hat Mammoth Lakes eine andere landschaftliche Besonderheit zu bieten: Wenn man auf anspruchsvollen Pisten wie der Christmas oder der China Bowl talwärts schwingt, steigt einem ein leicht schwefeliger Duft in die Nase. Er erinnert daran, dass Mammoth am Rande der Caldera eines seit 1.000 Jahren schlafenden Vulkans liegt. In strengen Wintern können hier Wind, Feuchtigkeit und Kälte den Wald jederzeit in eine erstarrte Märchenlandschaft aus Eiskristallen verwandeln. Dann gibt's in diesem Teil Kaliforniens Vulkan mit Eiszapfen! (Axel Pinck, RONDO, 19.11.2016)