28. Februar 2016: Zum 30. Todestag von Olof Palme legen zahlreiche Schweden Blumen an jene Stelle im Zentrum Stockholms, an der der damalige Ministerpräsident erschossen wurde.

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Anwalt Krister Petersson (hier mit Kollegin Agneta Blidberg) will den Fall Olof Palme klären.

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Stockholm/Graz – Der Mord am damaligen Ministerpräsidenten Olof Palme am 28. Februar 1986 vor einem Stockholmer Kino zählt zu den spektakulärsten ungeklärten Mordfällen Schwedens. Bis heute wird nach dem Täter gesucht. Um die Hintergründe ranken sich zahllose Theorien. Eine eigens dafür beschlossene Gesetzesänderung von 2010 sorgt dafür, dass das Verbrechen niemals verjährt. Im Februar soll nun ein neuer Chefankläger die Ermittlungen zu dem Fall übernehmen.

Krister Petersson, kurioserweise beinahe ein Namensvetter des langjährigen Hauptverdächtigen Christer Pettersson, leitete bereits die Ermittlungen in einem anderen spektakulären Politikermord, nämlich jenem an Außenministerin Anna Lindh im Jahr 2003. Die langjährige Untersuchungsleiterin des Palme-Mordes, Kerstin Skarp, hatte nach 20 Jahren über zunehmende Amtsmüdigkeit geklagt.

Die Liste der Pannen und Mysterien im Mordfall Palme ist ähnlich umfangreich wie jene der unterschiedlichsten Mordtheorien, nicht wenige davon drehbuchreife Verschwörungsvarianten. Die Fährten der Ermittler gingen unter anderem in Richtung der kurdischen Terrororganisation PKK oder mutmaßlich rechtsextremen Kreisen innerhalb der Stockholmer Polizei. Eine weitere Vermutung war ein Zusammenhang mit illegalen Waffenexporten nach Südafrika. Auch die neonazistische Nachfolgeorganisation der faschistischen Ustascha-Bewegung in Kroatien war Gegenstand von Nachforschungen. Der Sozialdemokrat und Vietnamkriegsgegner Palme war zeit seines politischen Lebens in rechtsextremen Kreisen einer der meistgehassten Politiker Europas.

Im Dezember 1988 nahm die Polizei den vorbestraften Christer Pettersson fest, der 1989 nach einem Indizienprozess als Mörder verurteilt wurde. Die Witwe Olof Palmes, Lisbeth, und weitere zwei Zeugen wollten in Pettersson eindeutig den Mörder erkannt haben. Dennoch reichten die Beweise nicht, und Pettersson wurde noch im selben Jahr in zweiter Instanz wieder freigesprochen. Der Verdacht, dass Pettersson der Mörder sei, blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2004 jedoch aufrecht. Einem späteren Medienbericht zufolge hatte Pettersson kurz vor seinem Ableben den Sohn Olof Palmes, Mårten, vergeblich um ein persönliches Gespräch gebeten. Darin wollte er angeblich um Vergebung für den Mord an dessen Vater bitten.

Revolver aus Wasser gefischt

Die Tatwaffe – in der Nähe des Tatorts gefundenen Projektilen zufolge ein Revolver der Marke Smith & Wesson – konnte nie mit Sicherheit identifiziert werden. Jenes zum Mordzeitpunkt als gestohlen gemeldete Exemplar, das als das verdächtigste galt, wurde vor zehn Jahren bei Stockholm aus dem Wasser gefischt. Der Revolver war allerdings in derart schlechtem Zustand, dass die Ermittler keine sicheren Erkenntnisse mehr gewinnen konnten.

Somit bleibt der Fall trotz einer fast unüberschaubaren Menge an immer wieder aufs Neue auftauchenden Hinweisen und wieder aufgenommenen Spuren bis heute ungeklärt. Insgesamt mehr als 100 Romane und Sachbücher befassten sich seit 1986 mit dem Mord an Palme. Sogar Popsongs wie "Jag sköt Olof Palme" (Ich erschoss Olof Palme) der schwedischen Rapper Looptroop von 1998 handelten davon.

Schon vor dem Mordfall Anna Lindh machte sich Staatsanwalt Krister Petersson als Ankläger im Prozess gegen John Ausonius einen Namen. Der sogenannte "Lasermann" hatte 1991 und 1992 mit einem Gewehr mit Laserzielvorrichtung auf insgesamt elf Einwanderer geschossen – eines seiner Opfer starb. Über seinen künftigen Auftrag sagte Petersson knapp, er freue sich auf die neue Herausforderung. (Andreas Stangl, 17.11.2016)