Zeigt subtile Meisterschaft bei Standards wie "Nature Boy": Karl Ratzer.

Foto: Satzinger

Die Gitarre im Jazz hat sich vom dicksaitigen Begleitinstrument in Big Bands – auch durch Verdienste des früh verglühten Pioniers Charlie Christian – zum Instrument entwickelt, das neben all den stolzen Ausformungen der blechbläsigen Kunst gleichberechtigt seine Stimme erheben konnte. Wobei: Die Verdienste von Django Reinhardt dürfen niemals vergessen werden! Es entwickelten jedenfalls in der Folge Könner delikate Ausformungen des solistischen Spiels. Etwa Joe Pass, Kenny Burrell und in Europa Attila Zoller. Zu nennen wäre auch Jim Hall (coole Schule), Wes Montgomery (bluesig, soulig) und als Kontrast Pat Martino, der noch heute rasante Linien zelebriert. Die 1970er und 1980er? Sie brachten (nicht immer musikalische) Gipfelpunkte durch Leute wie John McLaughlin. Aber nicht zu vergessen ist auch der selbst in Discos erfolgreiche George Benson, dessen Stil auch im Kommerzrahmen Würde bewahrt – als Wunder an Phrasierung und Timing.

Alter Hadern im Programm

Auch hierzulande gibt es einige international renommierte Könner, die einen persönlichen Zugang zum Instrument entwickelt haben. Karl Ratzer darf zwar eine Nähe zu Pass und Montgomery nachgesagt werden, im Trio (mit Bassist Peter Herbert und Schlagzeuger Howard Curtis) nimmt er sich auf My Time (Organic) aber einige Standards vor und rührt selbst mit einer gelassenen Art des Gesangs bei alten Geschichten wie You Don’t Know What Love Is. Vor allem als Gitarrist ist Ratzer aber ein "Sänger" von tiefer Musikalität. Berückend sein Solo bei Nature Boy. Stilistisch nicht ganz fern von Pat Martino ist der in den USA lebende Wolfgang Schalk: Auf From Here To There (Frame Up) zeigt er mit delikat-cremigem Ton, wie Gelassenheit und Intensität zu verbinden sind.

Andy Manndorff

Musikalische Substanz mit Leichtigkeit kombiniert Saitenkollege Andy Manndorff auf Pandora (More Music): Mit recht zugänglichen Themen geht es (auf der Akustischen) über komplexe rhythmische Pointen zu dunklen harmonischen Gefilden und zurück. Bei Manndorff bilden Instrumentalkönnen und Musikideen eine bemerkenswerte Einheit. Was Unbeschwertheit anbelangt, schlägt sie aber Harri Stojka alle. Auf seiner Neuheit Tribute to the Beatles (Lotus) erschallen die Melodien der Pilzköpfe sehr nahe am Original, She loves you und Can’t Buy Me Love als fröhliche In strumentalmusik. Irgendwie erfrischend. (Ljubiša Tošić, Rondo, 18.11.2016)

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