Journalist und Autor: Robert Harris.

Foto: Peter von Felbert

Wien – Zwei Handvoll Bestseller hat Robert Harris bisher veröffentlicht: Fiktionen, meist nah an historischen Ereignissen entlang geschrieben. Etwa handeln sie von einem Europa, in dem Hitlerdeutschland den Krieg gewonnen hat ("Vaterland", 1992). Oder sie erzählen davon, wie die Engländer den Code der deutschen Enigma lösen konnten ("Enigma", 1995). "Ghost" (2007) wurde von Roman Polanski mit Pierce Brosnan und Ewan McGregor verfilmt und wagt sich auf schmutziges politisches Parkett. 2015 dann beschloss Harris mit "Dictator" seine Cicero-Trilogie über den römischen Politiker und Redner.

Mit seinem neuen Buch ist er wieder in der Jetztzeit angekommen beziehungsweise sogar ein paar Jahre in der Zukunft. Allerdings im anachronistisch anmutendem Setting einer Papstwahl: "Konklave" (Heyne) heißt es, der verstorbene Pontifex ähnelt unserem amtierenden. Der Glaube an die Institution ist nicht nur ihm abhandengekommen.

So weit, so erwartbar

Jetzt hätte die Harris'sche Nachfolgersuche tiefe Gräben aufreißen lassen und die Probleme der heutigen Weltkirche abbilden können. Derer gibt es gewiss mehr als genug. Über kleinere Skandälchen – Sex und Finanzen: so weit, so erwartbar – geht es aber nicht hinaus. Jedenfalls bleiben nach rund 300 Seiten nur wenige Anständige für den zu besetzenden Stuhl Petri übrig. Zum Drüberstreuen passiert dann auch eine Serie (islamistischer) Terroranschläge. Aber wirklich nur, um – Aktualität, Ausrufezeichen – erwähnt werden zu können.

Opulent wie sein blutrot gefärbtes Cover kommt dagegen die Machart des Romans daher: Nach Überraschungseffekten gebaut und mit plastischen Beschreibungen dieser geheimen, merkwürdigen Welt erinnert "Konklave" an Dan-Brown-Thriller, ist aber weniger Thrill und ungleich weniger verworren. Sowie das eigene Halbwissen weniger erweiternd.

Der 59-Jährige erzählt seicht, doch flüssig. Lebendige Unterhaltung auf kleiner Flamme. (Michael Wurmitzer, 18.11.2016)