Es gibt auch in der Kirche Uneinigkeit über die Absetzung von Pfarrer Ernst Ellinger.

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Linz / Salzburg / Wien – Verbriefte Vorschriften für politische Äußerungen in Predigten katholischer Geistlicher gebe es nicht: "Die einzige Regel ist, dass Priester nicht für politische Ämter kandidieren sollen", sagt Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien. Dementsprechend in Ordnung seien etwa "Predigten über Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen", sagt er.

Jedoch sei es "bewährte Tradition, in Sachen Parteipolitik zurückhaltend zu sein", reagiert Prüller auf die Affäre um den Salzburger Pfarrers Ernst Ellinger, der in einer Predigt im oberösterreichischen Ort Mondsee FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer und den verstorbenen FPÖ-Parteichef Jörg Haider verbal angegriffen haben soll.

Kolportierte Aussagen

Ellinger, der als Pfarrer bereits emeritiert ist und in Mondsee vorübergehend für den dortigen Seelsorger aushalf, wurde am Freitag von der Diözese Linz abgesetzt. Sollten seine kolportieren Äußerungen – "blaue Brut" sowie sinngemäß, dass es um Haider nicht schade sei – tatsächlich in der Predigt gefallen sein, so hätte dies auch im Wirkungsbereich der Erzdiözese Wien "zu Konsequenzen geführt", sagt Prüller

.Jedoch: "Fraglich ist, ob man ihn gleich abgezogen hätte". Hier gebe es keine genauen Regeln. Auf alle Fälle aber hätte der für Disziplinarangelegenheiten zuständige regionale Bischofsvikar "mit dem Pfarrer zuerst ein persönliches Gespräch geführt", meint Prüller.

Kein solches gab es laut dem abgesetzten Pfarrer im Mondseer Fall. "Ich schäme mich für unsere Kirche. Wir werden von Feiglingen geführt", kommentierte er dies im Standard-Gespräch. In der Diözese Linz begründete man die Absetzung mit einer Richtlinie, laut der Funktionsträger "sich verantwortungsvoll verhalten müssen und keinen politischen Einfluss nehmen dürfen".

"Ich bin halt ein Choleriker"

Den Ausdruck "blaue Brut" habe er nicht benutzt, beteuert indes Ellinger. Auch wisse er nicht mehr, ob der Satz über Haider während der Predigt gefallen sei; oder danach, als ihn ein FPÖ-Funktionär, Bundesheeroffizier und Gottesdienstbesucher an der Seitentür angesprochen habe. "Ich bin halt ein Choleriker", sagt Ellinger zum Ablauf dieser Diskussion. Der FPÖ-Funktionär hat ihn auch wegen Verhetzung angezeigt. (bri, 20.11.2016)