Der lange 7er-BMW krönt die Oberklasse der Limousinen, da gehen dann eigentlich nur noch Rolls-Royce und Bentley drüber. 5,24 Meter lang, jede Menge Platz, jede Menge Luxus, jede Menge Technik und Innovation. Im konkreten Fall kombiniert der 740 Le xDrive alles, worauf man derzeit gerne zurückgreift: die Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor plus intelligentem Allradantrieb.

Deutlich über fünf Meter Länge, darin ist alles verpackt, was teuer und hilfreich ist. Die Batterie lädt in vier Stunden, die elektrische Reichweite beträgt etwa 40 Kilometer.
Foto: Andreas Stockinger

Kostet? Ausreichend. Ob das unverschämt ist, müssen Sie selbst beurteilen. Gemessen an Bentley oder Rolls-Royce ist das fast eine Mezzie; zieht man einen Durchschnittswagen als Vergleich heran, kann man das auch als obszön empfinden. In der Liste steht der 740 Le xDrive iPerformance mit 105.000 Euro, das Testauto, so wie es dasteht, kommt nach einem Raubzug durch die Sonderausstattungsmöglichkeiten auf 150.000 Euro. Hier wurde alles hineingepackt, was gut und teuer ist, und wenn man über der Liste mit den Extras brütet, fiele es einem schwer zu entscheiden, was man denn weglassen wollen würde.

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Leistung ist mehr als genug vorhanden, die beiden Antriebsmöglichkeiten summieren einander zu einer Systemleistung von 326 PS. Wer in einem 7er-BMW bisher auf einen Achtzylinder vertraut hat, wird hier mit einem Vierzylinder vorliebnehmen, ein Zweilitermotor mit Doppelturbolader, der 258 PS leistet. Dazu kommt ein Elektromotor, der noch einmal 113 PS und ordentlich Drehmoment beisteuert. Nur falls wer fragen sollte: Die Beschleunigung dieser Limousine von null auf hundert kann in 5,3 Sekunden erfolgen.

Ruhr der Gelassenheit

Allerdings ist bei einem Schiff wie diesem nicht die eilige Hektik gefragt, sondern die sanfte Ruhe der Gelassenheit. Wiewohl man natürlich recht rasch von A nach B kommen könnte. Und da stellt sich jetzt die Frage, an welcher Position im Auto man das tun möchte. Der lange 7er eignet sich hervorragend zum Hintensitzen und schreit fast nach einem Chauffeur, wenn man sich denn einen leisten wollte und könnte. Und wenn Chauffeur, würde man diesen wahrscheinlich um seinen Arbeitsplatz beneiden, denn auch vorn geht es äußerst komfortabel und gediegen zu, ich sag jetzt nur einmal Massagefunktion der Sitze.

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Der größte Luxus, den dieser 7er bietet, ist allerdings die Ruhe beim Fahren. Die relative Ruhe im benzingetriebenen Antrieb und die absolute beim stromgetriebenen. So wollen wir künftig unterwegs sein. Keine Emissionen, keine lästigen Geräusche. Und wir hatten auch den direkten Vergleich, den Umstieg auf den 750d. Im ersten Augenblick meint man, in einem Traktor zu sitzen. Diesel ist so etwas von vorbei, auch wenn die Österreicher das so noch nicht wahrhaben wollen.

Rein elektrisch

Im rein elektrischen Modus sind etwa 45, eher nur 40 Kilometer zurückzulegen, das mag jetzt für tägliche Wege durch die Stadt reichen, wird aber eng, wenn man abends oder zwischendurch einmal keiner Steckdose begegnet (vier Stunden Ladedauer an einer herkömmlichen Steckdose) oder sich auf längere Wege begeben muss. Natürlich bringt uns der Benziner überallhin, aber wenn man den Komfort des Elektroantriebs lieben gelernt hat, vermisst man ihn, sobald ihm der Saft ausgegangen ist. Wobei er sich freilich auch unterwegs regenerieren lässt.

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Das macht nicht nur dem ökologischen Gewissen gute Laune, sondern ist auch real nachvollziehbar: Im gemischten Betrieb kommen wir in der Praxis auf etwa drei Liter Verbrauch auf hundert Kilometer. Laut Papier wären auch zwei Liter möglich, aber da muss der Elektroantrieb schon maßgeblich überwiegen. Und ja, auch die Energie aus er Steckdose kommt irgendwoher, im Idealfall ist sie aber umweltfreundlicher als es das Verbrennen von Öl sein kann.

Dass irgendjemand Scheu davor haben könnte, das Stromkabel zur Hand zu nehmen und anzustecken, wie das bei den Besitzern von Luxuslimousinen befürchtet worden war, ist kaum nachvollziehbar. Der Aufwand ist minimal, und der ganze Vorgang jedenfalls sauberer und unkomplizierter als der Stopp an der Tankstelle.

Foto: Andreas Stockinger

Der permanente Allradantrieb, der auch im elektrischen Modus zur Verfügung steht, dient in diesem Fall weniger der Bewältigung unwegsamen Geländes, sondern der Sicherheit auf der Straße, insbesondere wenn diese feucht oder gar schneebedeckt ist. Und so haben wir umgehend die Herausforderung und den allerersten Schneefall in niedrigen Lagen gesucht, haben Wien verlasen und uns etwas westwärts begeben – und dort die Hohe Wand mit dem frischesten Schnee des Jahres bezwungen.

Foto: Andreas Stockinger

Die Herausforderung war überblickbar: Die engen Kurven hinauf bespurte der BMW elektrisch und so souverän, dass man dem Chauffeur zuraten möchte, nicht übermütig zu werden, insbesondere dann, wenn man selbst der Fahrer ist und sich allein den technischen Raffinessen des Fahrzeuges ausliefert. Das Spazierengehen und das Stapfen durch den Schnee forderte uns jedenfalls mehr als die Traktion auf der schneebedeckten Straße.

Und am Weg bergab und zurück sammelten wir jene elektrischen Kilometer auf der Batterie wieder ein, die notwendig waren, um die Stadteinfahrt nach Wien und den Weg nach Hause in aller Stille zu befahren. (Michael Völker, 29.11.2016)

Foto: Andreas Stockinger

TECHNIK

Preis: ab 105.000 € (Testwagen 147.000 €)
Gesamtsystem 240 kW (326 PS)
R4-Zylinder-Benziner mit Twin-Turbolader
Hubraum 1998 cm³, Leistung: 190 kW (258 PS)
Synchron-Elektromotor in 8-Gang-Steptronic-Getriebe integriert, 83 kW (113 PS)
Beschleunigung: 5,3 sec 0-100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektrisch 140 km/h)
Ladedauer: 4 h (Haushaltsstrom)
Elektrische Reichweite: 41-45 km

Nachlese:

BMW 750d: Sechs sind genug

Hybride: Im Wendekreis der Sparsamkeit

E-Auto: Immer schneller laden