Unter der Oberfläche der weitläufigen Tiefebene Utopia Planitia liegen große Eismassen verborgen. Das darin gebundene Wasser würde nach Ansicht der Wissenschafter den Oberen See, den größten der Großen Seen Nordamerikas, füllen.

Foto: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona

Austin – Eine der wichtigsten Ressourcen für eine bemannte Marsmission ist Wasser. Nachdem die erforderlichen Mengen kaum mitgebracht werden können, sind die künftigen Marsbesucher auf lokale Vorkommen angewiesen – und diese könnten an manchen Stellen der Marsoberfläche durchaus üppig sein, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Wissenschafter um Cassie Stuurman von der University of Texas in Austin haben nämlich in Daten der Nasa-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter Hinweise auf enorme Wassereisvorkommen jenseits der Polkappen entdeckt. Die Forscher analysierten Radarmessungen, die der Orbiter während mehr als 600 Überflügen über die Utopia Planitia Region etwa auf halbem Weg zwischen Äquator und Nordpol unternommen hat. Dabei stießen sie auf unterirdische Eisansammlungen, die eine Dicke von 80 bis 170 Metern aufweisen und sich über Flächen erstrecken, die insgesamt die Größe des US-Bundesstaates New Mexico einnehmen.

Normalerweise kann sich Oberflächeneis in diesen Breitengraden nicht lange halten. In der dünnen, trockenen Gashülle des Planeten verwandelt es sich allmählich in Wasserdampf und verschwindet in der Atmosphäre – außer eine schützende Decke verhindert diesen Vorgang. Dies ist bei den Eislagern auf der Tiefebene Utopia Planitia der Fall: Eine bis zu zehn Meter dicke Schicht von Staub und Gestein verhinderte, dass das gefrorene Wasser bisher verschwand.

Doppelt so viel Eis wie gedacht

"Das Eis sammelte sich hier vermutlich während einer Ära an, als die Rotationsachse des Mars stärker geneigt war", erklärt Stuurman. Heute repräsentiert es zwar weniger als ein Prozent der Wassereismengen auf dem Mars, seine Entdeckung verdoppelte aber das Volumen der bekannten Eislager der nördlichen Ebenen.

"Dieses Eis ist wahrscheinlich besser zugänglich als alles, was wir bisher vom Mars kennen. Zum einen, weil es auf einem sehr niedrigen Breitengrad liegt, zum anderen, weil es in einer flachen Region zu finden ist, in der man mit einem Raumschiff gut landen könnte", meint Jack Holt, Koautor der in den "Geophysical Research Letters" erschienen Studie. (red, 27.11.2016)