Juan Martin del Potro, liebevoll auch "Turm von Tandil" genannt.

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Größter Fan: Diego Armando Maradona, mit Freundin Rocio Olive.

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Zagreb – Diego Maradona hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Die Fußball-Ikone sprang auf und bejubelte Argentiniens größten Tennistriumph. Das von Rückkehrer Juan Martin del Potro angeführte Team feierte den ersten Sieg im Daviscup mit blau-weißem Konfettiregen, riesigen Hüten und einer rauschenden Siegesfeier bis tief in die Nacht.

Zwar holte Federico Delbonis in der ausverkauften Arena in Zagreb mit einem 6:3, 6:4, 6:2 gegen Ivo Karlovic den entscheidenden Punkt zum 3:2. Aber del Potro wurde als Held gefeiert. Der 28-Jährige gewann beide Einzelpartien. "Es kann sein, dass dies das wichtigste Spiel in meinem Leben war. Ich glaube, ich werde mich immer daran erinnern, was hier passiert ist, und es wird immer ein unvergesslicher Moment sein", sagte der sichtlich ergriffene del Potro. Der Mann aus Tandil wandte im vorletzten Match die schon fast sicher geglaubte Niederlage noch ab, als er Kroatiens Topspieler Marin Cilic nach 0:2-Satzrückstand mit 6:7 (4), 2:6, 7:5, 6:4, 6:3 niederrang.

Für del Potro war es die Krönung "eines wunderbaren Jahres, das mir den Glauben zurückgegeben hat". Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro holte er Silber, nachdem er in der ersten Runde den damaligen Weltranglistenersten Novak Djokovic besiegt hatte.

Spätestens nach seinem Finalerfolg bei den US Open 2009 gegen den Schweizer Roger Federer war dem damals knapp 21-Jährigen eine große Zukunft bescheinigt worden. Aber der 1,98-m-Mann wurde immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Dreimal wurde del Potro am Handgelenk operiert. Vom vierten Weltranglistenplatz, den er im Februar 2014 innehatte, rutschte in der Phase, in der er nur wenige Turniere bestritt, bis auf Rang 1045 (Februar 2016) ab.

Depressionen

Während seiner Leidenszeit kämpfte er immer wieder mit Stimmungsschwankungen. "Ich hatte traurige, dunkle Tage in meinem Leben" , erzählte del Potro. Sein ehemaliger Daviscup-Kollege Juan Monaco sagte einmal über ihn: "Juans Problem ist nicht irgendeine Verletzung, sondern der Kopf."

Mittlerweile ist del Potro im ATP-Ranking wieder bis auf Position 38 nach oben geklettert. Und nach dem Erfolg im Daviscup, dem ersten für Argentinien nach vier Finalniederlagen, steht er ohnehin ganz hoch im Kurs.

Argentiniens größte Tageszeitung La Nación titelte: "Ein Sonntag für die Ewigkeit beendete eine lange Geschichte der Leiden." Das Blatt ordnete den Sieg als einen der fünf größten Erfolge der argentinischen Sportgeschichte ein und stellte ihn auf eine Stufe mit den WM-Titeln der Fußballer um Mario Kempes (1978) und Maradona (1986) oder des Formel-1-Piloten Juan Manuel Fangio in den 1950er-Jahren.

Präsident Mauricio Macri, übrigens wie del Potro aus Tandil, twitterte: "Historisch! Mit Kraft, Demut und Arbeit ist Argentinien auf dem Gipfel des internationalen Sports angekommen."

Auf der Tribüne in Zagreb hielt Diego Maradona nach dem Triumph einen Tennisschläger in die Höhe. Es war del Potros Schläger. "Aaaargentina!", brüllte Maradona. Und del Potro kämpfte mit den Tränen. (sid, APA, red, 28.11.2016)