Der europäische ExoMars-Rover könnte 2020 starten, doch noch ist die Finanzierung nicht gesichert.

Illustration: Esa / ATG medialab

Wien – Am 1. und 2. Dezember wird im schweizerischen Luzern die künftige Ausrichtung der europäischen Raumfahrt entschieden: Das oberste Gremium der Europäischen Weltraumorganisation Esa, der Ministerrat, wird in einer zweitägigen Konferenz über neue Projekte beraten und über deren Finanzierung abstimmen. Erwartet werden verantwortliche Minister der 22 Esa-Mitgliedstaaten sowie Kanadas.

Österreichs Verkehrs- und Weltraumminister Jörg Leichtfried (SPÖ) wird daran nicht persönlich teilnehmen. Gegenüber dem STANDARD skizzierte der zuständige Minister jedoch im Vorfeld die österreichische Haltung zu einigen Programmpunkten. So steht eineinhalb Monate nach dem gescheiterten Landeversuch auf dem Mars die Entscheidung über die weitere Finanzierung der Mission ExoMars bevor.

Leichtfried für ExoMars-Fortsetzung

Österreich hat sich bisher mit 13,9 Millionen Euro an dem ambitionierten Projekt beteiligt, im Gegenzug wurden Aufträge in Höhe von rund 15,5 Millionen Euro an heimische Unternehmen vergeben. "Ich bin dafür, dass wir ExoMars fortsetzen", sagte Leichtfried. "Das ist die umfangreichste und anspruchsvollste Erkundungsmission der Esa, und Österreich ist mittendrin."

Experten seien der Ansicht, dass die Testlandung trotz des Fehlschlags ausreichend Daten geliefert habe, um die wesentlich wichtigere Landung der zweiten Missionsphase erfolgreich bewältigen zu können, so der Minister. Nach aktuellem Wissensstand ist der kleine Marslander aufgrund eines Softwarefehlers mit 540 km/h auf die Marsoberfläche und damit in sein Verderben gekracht.

Fehlende Millionen

Ein Prüfbericht hat kürzlich ergeben, dass der Starttermin für den zweiten Teil der europäisch-russischen Mission im August 2020 eingehalten werden könne, sofern weitere Kosten von rund 400 Millionen Euro bewilligt werden. Sollte die Finanzierung gewährleistet sein, würde dann ein mit etlichen Instrumenten ausgestatteter Rover mitsamt einer Landeplattform auf den Roten Planeten gebracht werden, um Untersuchungen der Marsoberfläche sowie Bohrungen durchzuführen.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos würde (wie schon beim ersten Teil der Mission) eine Trägerrakete vom Typ Proton sowie die wissenschaftliche Landeplattform zur Verfügung stellen, der Rover würde von den Mitgliedern der Esa kommen. Europa und Russland haben bisher zusammen mehr als zwei Milliarden Euro in die Mission investiert.

Beratung über Asteroidenmission

Entschieden wird in Luzern unter anderem auch über die Finanzierung des europäischen Weltraumbahnhofs Kourou sowie über künftige Strategien zur Stärkung der Esa im internationalen Umfeld. Auch die europäische Beteiligung an der Asteroid Impact Mission der US-Weltraumbehörde Nasa wird diskutiert, es geht dabei um eine Testmission zur Ablenkung von Asteroiden, die der Erde gefährlich werden könnten. "Bis dato ist nicht klar, ob diese Mission auf ausreichendes Interesse bei den großen Mitgliedstaaten stößt", sagte Leichtfried.

Wenn, dann würde sie über das Technologieprogramm der Esa laufen, an dem Österreich ebenfalls beteiligt ist. "Wenn feststeht, ob die Mission tatsächlich umgesetzt wird und Details bekannt sind, werden wir schauen, wo unsere Industrie einen Beitrag leisten kann. Gibt es Anknüpfungspunkte, sind wir dabei." Das Gesamtbudget der Esa für 2016 beträgt 5,25 Milliarden Euro. Der österreichische Anteil liegt bei 48 Millionen Euro – 2015 waren es noch 51,5 Millionen. (David Rennert, 28. 11. 2016)