Als gäbe es in der Bundeshauptstadt nicht schon genug von ihnen, eröffnet gefühlt jeden Monat eine neue Filiale. Die Rede ist von Burgerläden und Restaurants mit neapolitanischer Pizza. Von Letzteren gibt es seit kurzem ein neues Exemplar in der Josefstadt. Dort, wo einst georgisch gekocht wurde, schmeißen jetzt die Italiener die Germteige durch die Luft. Francesco Calò und Donato Santoro, um genau zu sein, zwei ehemalige Pizzaköche der Wiener Pizzeria Riva.

Pizza La Verace, 8,90 Euro.
Foto: Alex Stranig

Das Lokal wurde nicht nur um einen Pizzaofen aus dem Hause Valoriani erweitert, sondern auch vom Wiener Designbüro Derenko total umgebaut. Die ehemaligen kühlen Fliesen sind einem warm wirkenden Holzboden gewichen. Weder die gemütlich gepolsterten Sitzgelegenheiten noch die stylischen Deckenlampen erinnern an das spartanische Interieur des Vorgängerlokals. Einzig dass man hier in einer Pizzeria sitzt, merkt man nicht sofort.

Molto Italiano

Ein Blick auf eine der Wände lässt aber dann doch erahnen, dass es sich hier um einen Italo-Laden handeln muss. Die Nachahmung der Turmuhr der Kirche Santa Sofia in Anacapri und das berühmte Madonna-Graffiti mit Pistole im Heiligenschein aus Neapel verraten es. Und weil Calò und Santoro nun das letzte halbe Jahr am perfekten Pizzateigrezept gefeilt haben, gibt es hier – völlig überraschend – nur Pizza.

Bruschetta via Caracciolo, 7,90 Euro.
Foto: Alex Stranig

Für Vorspeisenliebhaber kredenzt man aber zumindest eine kleine Auswahl an Antipasti. Wie Bruschetta mit gegrillten Polentascheiben und Stockfischcreme. Schmeckt tadellos, wenngleich der Rucola unter den krossen Weißbrotscheiben mariniert wahrscheinlich sogar essbar wäre.

Fantasia Dell'Orto, 10,80 Euro.
Foto: Alex Stranig

Der Antipasti-Teller wird als fantasievoller Gemüsegarten (Fantasia Dell'Orto) angepriesen. Beim Anblick des Tellers wird aber klar, warum man lieber gleich zur Pizza übergehen sollte. Es gibt ja prinzipiell tolle vegetarische Antipasti-Variationen. Hier werden allerdings lediglich ein paar angebratene Zucchini- und Melanzanischeiben mit gedünstetem Mangold, getrockneten Tomaten und eingelegtem Paprika serviert. Und auch der unmarinierte Rucola hat sich wieder auf den Teller verirrt.

Pomodori e Formaggio

Gemüse macht sich aber ohnehin besser auf einer wunderbar angekokelten Pizza mit elastischem Teig, wie man ihn in Neapel gern hat. Tomaten in passierter Form finden sich auf der "wahren" Pizza (La Verace). Ansonsten ist sie nur noch mit Fior di latte, einem Mozzarella aus Kuhmilch und einem Basilikumblatt belegt. Mehr braucht es auch gar nicht für das neapolitanische Glücksgefühl. Gebacken wird die Pizza, wie es sich gehört, maximal 90 Sekunden bei 485 Grad.

Pizza La Tartufata, 18 Euro.
Foto: Alex Stranig

Als Spezialpizza gibt es zum Beispiel eine Bianche-Variante mit einer ordentlichen Portion von cremigem Ricotta, schwarzem Trüffel und hauchdünn geschnittenem Speck. Himmlisch!

Hätte der freundliche Kellner, der – wie alle hier – sehr bemüht um das Wohl seiner Gäste ist, die Trüffel am Tisch mit dem Hobel über die Pizza gerieben, es hätte sich wohl niemand beschwert. Aber man braucht ja gute Vorsätze für das neue Jahr. (Alex Stranig, 29.11.2016)

Modern, gemütlich und einladend wirkt das neue Interieur des Lokals.
Foto: Alex Stranig