Die Küche ist so wie ein Wandschrank aufklappbar, und auch das Bett im Nebenzimmer kann aus der Wand geklappt werden.

Visualisierung: IC Projektentwicklung

Im Buchregal steht "1000 Places to see before you die" neben Wolf Haas. In der Obstschale liegen Äpfel. Im Bad stehen zwei Zahnbürsten feinsäuberlich im Zahnputzbecher. Der Schreibtisch sieht so aus, als wäre gerade noch jemand hier gesessen.

Es ist aber alles Täuschung: Denn es handelt sich gar nicht um eine richtige Wohnung, sondern um einen Container gegenüber der Trabrennbahn in der Krieau. Hier errichtete die IC Projektentwicklung eine Musterwohnung ihres Projekts Studio Zwei, an dem in Sichtweite gebaut wird. Die Fertigstellung des Projekts ist für Mai 2017 geplant.

Im Studio Zwei entstehen überwiegend Kleinwohnungen mit 32 Quadratmetern. Käufer können sich ein ausgetüfteltes Einrichtungskonzept dazukaufen. "Bisher haben wir beim Verkauf mit Visualisierungen gearbeitet", erzählt Florian Felder, Pressesprecher der IC Projektentwicklung. "Die sind schön, aber das glaubt uns keiner." Denn eine 32 Quadratmeter große Wohnung könnten sich viele nicht vorstellen.

Versteckte Küche

Aber auch für die Projektentwickler sei das Errichten der Musterwohnung hilfreich gewesen, erzählt Senior Sales-Manager Josef Kinsky. So habe man beispielsweise eine Regalkante zugunsten der freien Sicht aus dem Fenster noch zurückversetzt. "Der Wohnraum ist nicht wesentlich kleiner als in einer herkömmlichen Wohnung", sagt er.

Wer bei der Haustür hereinkommt, steht mitten im Wohnraum. Die Badezimmertür ist rechts neben der Tür, ins Schlafzimmer geht es ein paar Schritte weiter. Und die Küche? Die versteckt sich im vermeintlichen Wandschrank. Die knallrote Küche verfügt über eine ausklappbare Arbeitsfläche, eine Abwasch, vier Kochfelder und einen Geschirrspüler.

Schrank statt Abstellraum

"Wir haben vieles weggelassen, was man beim Wohnen nicht unbedingt braucht", sagt Kinsky. Bad und WC sind, entgegen dem aktuellen Trend, in einem Raum untergebracht. Statt eines Abstellraums gibt es einen Schrank. Das Vorzimmer fehlt. Und im Schlafzimmer sucht man das Bett – vorerst – vergebens. Stattdessen steht hier ein Tisch. Kinsky packt einen Griff an der Wand und zieht an. Der Tisch verschwindet unter einem Klappbett, das aus der Wand kommt, inklusive eines – leicht zerknitterten – Bettzeugs. Das stoße nicht bei allen Interessenten auf Zustimmung, wie man bei der IC Projektentwicklung zugibt. Doch es gebe auch Platz für ein ganz normales Bett.

Das Resultat des beengten Wohnens? "Die Kaufpreise liegen ein Drittel unter vergleichbaren Wohnungen in der Gegend", so Kinsky. Die günstigste Wohnung kostet 180.000 Euro, die teuerste im Obergeschoß 250.000. Das hänge von der Größe der Balkone ab, sagt Kinsky. Einen Balkon hat auch die Musterwohnung. Die begrünte Fassade, die das Projekt haben wird, muss man sich am grauen Herbsttag aber eher vorstellen. Um die Fassadenbegrünung wird sich die Hausverwaltung kümmern, sagt Kinsky.

Die Käufer seien bunt gemischt und reichen von "der Dame aus dem Waldviertel" bis zum Studenten mit ausreichend Budget. "Für viele überwiegt der Reiz der Lage", so Kinsky. Bisher sei rund die Hälfte der Wohnungen verkauft. Nun, da die Musterwohnung fertig ist, wird mit einem noch schnelleren Verkauf gerechnet.

Weil in den Wohnungen wenig Platz für Gäste ist, wird es auf dem Dach Grillplätze und im Erdgeschoß Kochbereiche geben. "Die bleiben in unserem Eigentum", kündigt Kinsky an. Für den Fall, dass diese Gemeinschaftsflächen nicht in Anspruch genommen werden, könne man diese später auch anderweitig nutzen. Das werde aber nicht nötig sein, glaubt man beim Projektentwickler.

4000 Vormerkungen

Auch für eine Klientel mit mehr Platzbedürfnis wird in der Gegend gebaut: In Gestalt des Rondo entstehen 201 Eigentumswohnungen, die Fertigstellung ist für Sommer 2017 geplant. Damit wolle man Leben in das Viertel bringen, sagt Kinsky. Fast die Hälfte der Flächen seien Vierzimmerwohnungen. In der Planungsphase hätten manche geglaubt, solche großen Wohnungen seien den Leuten zu teuer, sagt Kinsky. Der Durchschnittsquadratmeterpreis liege bei 6000 Euro. Am Ende habe es aber schon vor der Baugenehmigung 4000 Vormerkungen gegeben. "Der Verkauf läuft jetzt wie geschnitten Brot", so Kinsky. Gut die Hälfte der Wohnungen sei mittlerweile weg.

Und die Entwicklung des Viertel Zwei geht weiter: Seit kurzem sind, wie berichtet, Zwischennutzer in einem Teil der ehemaligen Pferdeställe untergebracht. Ein Objekt mit weiteren 160 Wohnungen ist außerdem geplant. (Franziska Zoidl, 9.12.2016)