Wien – 80 Jahre liegen zwischen den beiden Werken, Welten und Weltkriege trennen sie, und doch verbindet die Klavierquintette op. 18 (1944) von Mieczysław Weinberg und op. 34 (1865) von Johannes Brahms nicht nur die Tonart f-Moll. Einerseits ein elegischer Ton, andererseits ein gewisser Hang zur Herbheit und die Experimentierlust auf ungewohnte Formen eignet beiden Kompositionen. András Schiff, dem das Wiener Konzerthaus heuer ein Porträt widmet (im Jänner geht es gleich mit zwei Terminen weiter), widmete sich beiden Stücken gemeinsam mit dem Jerusalem Quartet mit derselben Verbindung aus Ausdrucksintensität und Gelöstheit.

Zunächst: Weinberg, dem das Prädikat "Epigone von Schostakowitsch" noch immer insofern anhängt, als inzwischen gewohnheitsmäßig betont wird, er sei es nicht. Die fünfsätzige Anlage seines Klavierquintetts verraten das Vorbild seines väterlichen Freundes ebenso wie der verwandte Duktus. Freilich tendiert Weinberg eher zum ungebrochenen Sentiment als zur Ironie. Das war insbesondere eine Gelegenheit für die Streicher, eindringlich und vibrierend zu singen. Herb und schroff arbeiteten sie zusammen mit dem Pianisten das cis-Moll-Unisono des langsamen Satzes heraus.

Und auch bei Brahms wurde das Ruppige ebenso nach außen gekehrt wie der emotionale Überschwang, verbunden mit kammermusikalischer Zurückhaltung aller Beteiligten, die hier stellenweise zu einer fast orchestralen Einheit verschmolzen. Dankbarer Applaus im Mozart-Saal, der mit einem Dacapo des Finales quittiert wurde – mit einer entrückten langsamen Einleitung, einem lustvoll musikantisch servierten Hauptthema und einem fulminanten Schlusstaumel. (Daniel Ender, 5.12.2016)