Kenny Barron Trio, "Book of Intuition" (Impulse/Universal)

Cover: Universal

"Wichtig waren Pianisten wie Tommy Flanagan oder Hank Jones. Was ich an ihnen mag, sind ihre Lyrik und die Art und Weise, wie sie Geschichten erzählen. Und das ist es, was ich versuche: nicht eine Unmenge an Noten und Skalen zu spielen. Ich möchte musikalische Statements setzen", sagt Tastenveteran Kenny Barron. Hört man dessen Book of Intuition (Impulse/Universal), entfaltet sich zunächst eine Kunst, die tief in der Jazztradition wurzelt; der Rahmen ist also bekannt und erprobt.

Mit seinem Trio, neben ihm beste hend aus Kiyo shi Kitagawe (Bass) und Jonathan Blake, hat sich der Amerikaner bei seinen Eigenkompositionen komfortabel in konventionellen Formen eingerichtet. Jedoch schon bei Bud Like erhebt sich eine instrumentale Stimme markant – und dies nicht nur mit feinen Lyrismen. Auch den rasenden Linien wohnt viel pointierter Sinn inne.

Auch Monk

In Barrons (Jahrgang 1943, geboren in Philadelphia, Pennsylvania) Arbeit fließt reichlich Erfahrung mit ein: Er hat mit Yusef Lateef, James Moody ebenso gespielt wie mit Lee Morgan, Joe Henderson und Stan Getz. Er hat die Jazzmoderne, die quasi Mainstream wurde, aus nächste Nähe erlebt. Zudem ist über die Jahrzehnte eine Gelassenheit Teil des Spiels geworden, die nichts beweisen muss, außer dass jede Note, die sie entlässt, möglichst mit Bedeutung aufgeladen sein möge. Auch ist von Barron nicht Akademisch-Steriles zu hören: In seinen Soli lodert das Feuer des verspielten Improvisators, der nicht zu weit gehen möchte, keine freie Improvisation praktiziert. Aber innerhalb des Traditionsrahmens sind viele überraschende Wendungen zu finden.

impulse! label

Und wenn sich Barron zum Schluss Charlie Hadens elegische Komposition Nightfall vornimmt, sind auch jene Lyrismen zu hören, die er im Zitat oben erwähnt. Elegante Melancholie ist das, von einem delikaten Trio sanft in Schwung gehalten. Barron baut sein Solo zwar als quirligen Monolog auf. Allerdings wird jederzeit auf die Grundstimmung des Stücks Rücksicht genommen. Barrons Gedanken sind dabei klar; gleichzeitig verfügen sie aber über eine Prise Exzentrik, welche die klangliche Magie belebt. (toš, Rondo, 9.12.2016)