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Auf der olympischen Bahn von Sotschi wird nicht um WM-Titel gekurvt werden.

Foto: ap/pisarenko

Lausanne – Der Bob- und Skeleton-Weltverband IBSF hat vor dem Hintergrund der jüngsten Dopingenthüllungen Sotschi am Dienstag die Weltmeisterschaften entzogen. Das teilte der Internationale Verband IBSF am Dienstagabend in Lausanne mit.

Ein Ersatzort für die Titelkämpfe, die vom 13. bis 26. Februar geplant sind, soll in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. In den nächsten Tagen soll eine Entscheidung fallen, Deutschland hatte sich bereits als möglicher Ersatzausrichter ins Spiel gebracht.

"Das IBSF-Exekutivkomitee war der Auffassung, dass es in dieser schwierigen Zeit nicht ratsam ist, eine solche Veranstaltung in Russland zu organisieren", hieß es in einer Mitteilung. Die teilnehmenden Athleten und Trainer aus allen Nationen sollen sich auf eine WM konzentrieren können, "die auf den Sport fokussiert ist und nicht vielmehr auf Anklagen und Diskussionen – ob gerechtfertigt oder nicht".

Der russische Bobverband habe große Anstrengungen bei der WM-Vorbereitung unternommen, bestätigte die IBSF. Doch "das gegenwärtige Klima macht es nahezu unmöglich, die Anstrengungen des Organisationskomitees zu schätzen", eine große Veranstaltung auszurichten.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat positiv auf die Entwicklungen reagiert. "Das IOC begrüßt die Entscheidung durch die IBSF. Die Entscheidung stimmt vollständig mit den Empfehlungen des IOC-Exekutivkomitees überein", teilte ein Sprecher mit.

Die kanadische Bob-Pilotin Helen Upperton, 2010 olympische Silbermedaillen-Gewinnerin, zeigt sich erfreut über die IBSF-Entscheidung.

Boykott-Ankündigungen

Der zweite McLaren-Report hatte ein staatlich gestütztes Dopingsystem in Russland bestätigt. Insgesamt sollen über 1000 Sportler von Doping-Vertuschung profitiert haben, unter anderem bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi. Einem Bericht der "New York Times" zufolge befand sich darunter auch Skeleton-Olympiasieger Alexander Tretjakow.

Der Skeleton-Verband Lettlands hatte am Montag bereits angekündigt, eine WM in Sotschi zu boykottieren. Mehrere andere Länder, darunter Österreich diskutierten denselben Schritt und erhöhten damit den Druck auf die IBSF. "Unter Umständen ist ein WM-Boykott schon vorstellbar", hatte ÖBSV-Präsident Roman Schobesberger im STANDARD gesagt.

Russischer Verband: "Schwierige Situation"

In Moskau reagierte man verärgert und sieht in den Vorwürfen eine Kampagne des Westens. Die Entscheidung, Russland die Wettkämpfe zu entziehen, sei politisch motiviert und habe ohne nähere Begründung stattgefunden, zitiert die russische Nachrichtenagentur Ria den Kreml-Sprecher Dimitri Peskow. Russland werde weiter mit allen Mitteln seine Interessen schützen, sagte er dem TV-Sender RT.

Der russische Bob- und Skeletonverband beugte sich den Realitäten. "Wir sind bereit, für die Aufrechterhaltung der Zusammenarbeit und die Einheit unseres Sports dieses Opfer zu bringen", hieß es in einer Mitteilung. Angesichts der Situation habe sich die IBSF in einer "schwierigen Situation" befunden, hieß es in der Stellungnahme des russischen Verbandes weiter: "Unter diesen Umständen hatten unsere Kollegen nur die Wahl des geringeren Übels."

Schadenersatz?

Andreas Trautvetter, der Präsident des deutschen Bob- und Schlittenverbands BSD), geht von Schadensersatzforderungen Russlands aus. "Ich rechne damit, dass etwas kommt. Aber ich kann nicht sagen, in welcher Höhe", sagte Trautvetter, der auch Vizepräsident des Weltverbands für Verbands- und Finanzfragen ist. (sid, APA, red, 14.12.2016)