Bodybuilder nehmen häufig viel Proteinpulver zu sich. Daher riechen ihre Blähungen besonders übel.

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An volkstümlichen Bezeichnungen für die Gase, die im Magen oder Darm entstehen, rektal entweichen und gemeinhin als Blähungen oder Flatulenzen bekannt sind, mangelt es nicht. So vielfältig wie die Auswahl an Begriffen ist auch die olfaktorische Nuancierung der Leibwinde (deutsche Bezeichnung, veraltet).

Wissenschafter von der Monash University in Melbourne haben nun herausgefunden, dass sich die Verdauung so steuern lässt, dass Darmgase weniger unangenehm riechen, berichtet der "New Scientist".

Doch zunächst die Grundlagen: Die meisten Darmgase, die der Mensch während der Verdauung produziert, werden in den Blutkreislauf abgegeben und über die Lungen ausgeatmet. Was davon übrig bleibt, bahnt sich als Flatulenz den Weg in die andere Richtung.

In ihrer Zusammensetzung bestehen Flatulenzen aus Stickstoff, Wasserstoff, Methan, Kohlenstoffdioxid und Schwefelverbindungen. Letztere – und hier im Besonderen der Schwefelwasserstoff – sorgen für übel riechende Winde, den meisten bekannt als der Geruch nach faulen Eiern. Er ensteht, weil Darmbakterien, wenn sie proteinreiche Nahrungsmittel verarbeiten, Schwefelwasserstoff erzeugen.

Risiko für Darmkrebs erhöht

Neben peinlichen Momenten durch geräuschvolle Blähungen – die übrigens von der Vibration der Analöffnung verursacht werden und von der Spannung des Schließmuskels, Geschwindigkeit und vom Volumen der Flatulenz abhängen – kann dieses schwefelwasserstoffhaltige Gas auch entzündliche Darmerkrankungen verschlimmern und das Risiko für Darmkrebs erhöhen.

Aus diesem Grund haben die australische Wissenschafterin Chu Yao und ihr Team nun analysiert, wie verschiedene Nahrungsmittel die Schwefelwasserstoffmenge, die im Darm produziert wird, beeinflussen.

Dazu haben die Forscher den Stuhl von sieben gesunden Erwachsenen untersucht und den Ausscheidungen die Aminosäure Cystein hinzugefügt. Sie verfügt über einen hohen Schwefelgehalt und kommt in proteinreichen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Eiern oder Milchprodukten vor. Das Ergebnis des Mischvorgangs: Die Darmbakterien in den Ausscheidungen produzierten die siebenfache Menge an Schwefelwasserstoff. "Das erklärt, warum Bodybuilder, die viel Proteinpulver zu sich nehmen, bekanntermaßen stinkende Blähungen haben", sagt Yao.

Stärke reduziert Produktion

Als das Team die Stuhlproben danach jedoch auch noch mit langsam abbaubaren Kohlehydraten vermengte, sank die Schwefelwasserstoffproduktion beträchtlich. Diese Gruppe von Kohlehydraten geht ohne vollständige Verdauung durch den Dünndarm und wird erst im Dickdarm durch Bakterien fermentiert.

Stärke, wie sie etwa in Erdäpfeln, Bananen, Hülsenfrüchten und Getreide vorkommt, und Fructane – Bestandteil von Weizen, Artischocken und Spargel – wirkten sich dabei besonders positiv aus, sie reduzierten die Schwefelwasserstoffproduktion um 75 Prozent.

Die Forschungsergebnisse wurden im Herbst beim jährlichen Treffen der Gastroenterological Society of Australia in Adelaide präsentiert und widersprechen dem allseits bekannten Ratschlag, Menschen mit starken und geruchsintensiven Flatulenzen sollten weniger Ballaststoffe essen. Dadurch reduziert sich zwar tatsächlich die Häufigkeit der Blähungen, dafür steigt jedoch die produzierte Menge an Schwefelwasserstoff. Vermehrte Flatulenzen, wenn sie dafür geruchlos sind, seien den meisten Menschen lieber, glaubt Yao.

Angst vor schlechten Gerüchen

Ihr Team will nun an gesunden Freiwilligen und Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen testen, ob nach fauligen Eiern reichende Blähungen tatsächlich abnehmen, wenn die Ernährung vor allem aus proteinarmen Nahrungsmitteln und Kohlehydraten besteht.

Rosemary Stanton von der University of New South Wales in Australia hat ebenfalls in diesem Bereich geforscht und resümiert: "Es sind nicht die Fürze an sich, um die sich die Menschen Sorgen machen, sondern der Geruch, der entstehen könnte." Ihrer Meinung nach sollte niemand mehr auf Ballaststoffe verzichten und damit Verstopfungen riskieren, nur weil er Angst vor geruchsintensiven Blähungen hat. "Für einen selbstbewussten Furzer gibt es keinen guten Grund, auf Ballaststoffe zu verzichten." (Bernadette Redl, 3.1.2017)