Vulkanische Dampfaustrittsstellen (Fumarolen) in den Phlegräischen Feldern bei Neapel.

Foto: AFP/Carmine Minopoli

Bologna/Wien – Neapel hat bekanntlich gleich mehrere Vulkane vor der Haustür. Am berühmtesten ist wohl der Vesuv, nähergelegen und potenziell gefährlicher sind allerdings die sogenannten Phlegräischen Felder. Nur etwa vier Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum Neapels entfernt, beherbergen sie einen Supervulkan, der bei seinem bisher gewaltigsten Ausbruch vor rund 39.000 Jahren seine Umgebung nachhaltig formte – und halb Europa mit Asche überzog.

Der letzte größere Ausbruch fand im Jahr 1538 statt, danach verhielten sich die auf Italienisch Campi Flegrei genannten Felder verhältnismäßig ruhig. Aktiv ist das auf eine Fläche von 150 Quadratkilometern ausgedehnte vulkanische Gebiet freilich nach wie vor: Neben Ausgasungen und heißen Quellen kommt es seit den 1950er-Jahren immer wieder zu Erschütterungen in der Region, der Boden hob sich schubweise um mehrere Meter. Nun berichten Forscher des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in Bologna von neuen Anzeichen zunehmender Vulkanaktivität.

Schwierige Prognosen

Wie die Wissenschafter in "Nature Communications" berichten, könnten sich Temperatur- und Gasentwicklung im Untergrund einem kritischen Punkt nähern. Ob oder wann diese Entwicklungen zu einer Eruption führen könnten, sei aber unklar, so Erstautor Giovanni Chiodini. Ein unvorhergesehener Ausbruch wäre aufgrund der hohen Besiedlungsdichte der Region jedenfalls fatal.

Der Vulkan wird schon seit Jahren wissenschaftlich überwacht. Prognosen sind allerdings aufgrund des komplexen hydrothermalen Systems der Campi Flegrei schwierig – die Wechselwirkungen zwischen aufsteigendem Magma, Grundwasser und Gasen sind ein unbekannter Faktor.

Unklare Zusammensetzung

Um herauszufinden, wann die Temperatur- und Druckverhältnisse einen gefährlichen Zustand erreichen und wie sich dies messen ließe, entwickelten die Forscher ein geophysikalisches Modell. In ihren Simulationen zeigte sich, dass es tatsächlich einige Warnzeichen gibt, etwa Veränderungen im Ausstoß von Wasserdampf und CO2, die das System destabilisieren.

Konkrete Aussagen ließen sich dennoch nicht tätigen, sagt Chiodini: "Der kritische Wert ist unbekannt, weil wir die genaue Zusammensetzung des Magmas nicht kennen." Denn einerseits könnte das Magma durch zunehmenden Wasserverlust zähflüssiger werden und dadurch die gefährliche Dynamik verlangsamen. "Es könnte aber auch sein, dass der Druck das Gestein an der Oberfläche destabilisiert und dadurch eine Eruption erleichtert würde", so der Forscher. Die Neapolitaner müssen also weiterhin jederzeit mit allem rechnen – aber das gilt schon seit Jahrtausenden. (David Rennert, 21. 12. 2016)