Systematisches Staatsdoping in Russland: Dieser Vorwurf steht seit geraumer Zeit im Raum. Der jüngst veröffentlichte zweite Report von Richard McLaren erhärtet den Vorwurf. Russland streitet immer noch ab. Es habe "nie ein staatliches Dopingsystem oder Doping-Unterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich", hatte Staatspräsident Wladimir Putin kürzlich gesagt.

Nun soll Anna Anzeliowitsch, seit Ende 2015 Chefin der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada, in der "New York Times" zugegeben haben, dass während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi systematisch gedopt wurde. Mit der Aussage "es war eine institutionelle Verschwörung" wird sie zitiert. Ranghohe Mitglieder der Regierung seien jedenfalls nicht involviert gewesen. Wenig später dementierte die Rusada. Anzeliowitschs Aussagen seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Egal, was wie gesagt oder nicht gesagt wurde, die Schlinge um Russland zieht sich immer enger zu. Jüngst wurden 31 Biathleten des Dopings verdächtigt, Russland wurde die Bob- und Skeleton-WM sowie das Eisschnelllauf-Weltcupfinale entzogen. Das offizielle Russland gibt lediglich zu, dass man, wie andere Länder auch, ein Problem mit gedopten Sportlern habe. Fakt ist: Der Dopingskandal geht weit darüber hinaus. Russlands Taktik des systematischen Abstreitens lässt sich nicht ewig fortsetzen.

Der Eklat ist längst da, der Schaden irreparabel. (Birgit Riezinger, 28.12.2016)