Graz – Neben den etablierten Parteien werden bei der Grazer Gemeinderatswahl auch neue Listen zur Wahl stehen: Die Neos treten in Graz zum ersten Mal an, ebenso wie die Liste "Wir" mit dem ehemaligen blau/orangen Gemeinderat Gerhard Mariacher. Die unabhängige Kandidatin Tatjana Petrovic tritt mit der Unterschrift eines Gemeinderats an und das "Einsparkraftwerk" will es noch einmal versuchen.

Die Neos in Graz rechnen fix mit ihrem Einzug in den Gemeinderat. Ihr Antreten mit Spitzenkandidat Niko Swatek ist bereits bei der Wahlbehörde eingereicht. Knapp 1.000 Unterschriften hat man gesammelt. Bis zum 30. Dezember bemühe man sich auch noch um Unterschriften in einzelnen Bezirken. Themen ihres Wahlkampfes sind neben der Aufhebung der Verbote die Bereiche Bildung und Parteienförderung: "Die Mur ist eine soziale Trennlinie." Es müsse mehr Anreize für einen Ausgleich und eine faire Verteilung der Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache geben.

Neos wollen Jungwähler ansprechen

Swatek sieht Einsparungspotenzial bei der Verwaltung und Politik in der Stadt sowie bei "Luxuspensionen". Zielgruppe der Neos seien die 100.000 Grazer und Grazerinnen unter 30. Deren Anliegen seien bisher nicht vertreten. Siegfried Nagl (ÖVP) würde er in einer Koalition nur dann zum Bürgermeister machen, wenn die Zusammenarbeit die Handschrift der Neos trage.

Mit knapp 300 Unterschriften hat auch ein ehemaliger Gemeinderat seine Kandidatur bei der Wahl am 5. Februar sichergestellt: Gerhard Mariacher, ehemaliger FPÖ- und BZÖ-Mandatar, der auch schon als Unabhängiger im Stadtparlament war, tritt mit der Liste "WIR – Politischer Bildungsverein der Unabhängigen" an. Die Gefahr der Verwechslung mit der Liste "Wir", die bei der vergangenen Gemeinderatswahl 2012 angetreten war, sieht er nicht: "Wir haben andere Inhalte", sagte er. Die Liste voll mit Unabhängigen, die er als Spitzenkandidat anführt, seien "Mutbürger", die mitbestimmen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollten.

"Seriöse Alternative zur FPÖ"

Mariacher sieht seine Liste als "seriöse Alternative zur FPÖ", die unparteiisch, unabhängig und unbestechlich sei. Er will gegen Korruption vorgehen und stelle sich gegen die Parteien, die im "Schnellsiede-Verfahren Partei-Klone" erstellen und den Wähler als "Verwaltungsobjekte" betrachten würden: "Das riecht nach Verachtung." Er stehe für Bürgerrechte und Transparenz und habe vor allem die Nicht-, Weiß- und Protestwähler als Zielgruppe im Auge. Mariacher will im Gemeinderat eine "100-prozentige Kontroll-Kraft" sein.

Rainer Maichin will es nach 2012 (0,19 Prozent) mit seinem "Einsparkraftwerk" erneut versuchen und hatte bereits vor Weihnachten mehr als 350 Unterstützungserklärungen gesammelt. Seine Liste stehe für Nachhaltigkeit und sei gegen Verschwendungswahn: "Wir haben zwei gesunde Füße und sollten mehr zu Fuß gehen." Er ist der Meinung, dass die "Ökostadt Graz" Nachhaltigkeit vernachlässige und mehr die Bürger und nicht den Wirtschaftsbetrieb der Stadt im Auge haben müsste, sagte er. Das geplante Murkraftwerk sei erst gar nicht nötig, wenn weniger Strom verschwendet würde.

Zehn Listen am Stimmzettel

Als fix gilt das Antreten von "Cuntra"-Begründerin Tatjana Petrovic. Sie bekommt von Piraten-Gemeinderat Philip Pacanda die nötige Unterschrift, um sich als unabhängige Kandidatin der Wahl zu stellen.

Damit stehen voraussichtlich zehn Listen bei der Wahl am Stimmzettel: ÖVP, KPÖ, FPÖ, SPÖ, Grüne, Piraten, Neos, Wir, Tatjana Petrovic und das "Einsparkraftwerk". Die eingereichten Kandidatenlisten werden noch bis kommenden Donnerstag von der Stadtwahlbehörde geprüft. (APA, 30.1.22016)