Aufgewachsen bin ich in Italien, täglich umgeben von köstlichem Essen und immer frisch vorbereiteten Speisen. Es ist unglaublich wie viel Zeit die italienischen Frauen in der Küche verbringen! Schon am Morgen stieg mir der Duft frischgebackener Kuchen, von Tomatensauce und des Anbratens in die Nase.

Foto: Alessandra Dorigato

Die geheime Zutat meiner Mutter und meiner Großmutter war pazienza – Geduld. Alle Speisen wurden langsam gekocht und das hieß "stundenlang". Nicht, dass "stundenlang" grundsätzlich langweilig gewesen wäre: Beim Warten fand man Zeit für einen Schluck caffè – beim italienischen Kaffee gehen sich nämlich zwei Schlucke kaum aus – oder für unangekündigte Gäste, die zahlreich eintrafen. Und die saßen dann alle am Tisch.

Währenddessen kochte das Essen am Herd und der Duft der Speisen sowie das laute Lachen und Plaudern der Gäste reichte bis in die Zimmer. Man musste nicht in der Küche sein, um zu wissen, was meine Mutter zuerst ihren Gäste fragte: "Prendete qualcosa, vero?" – Darf ich euch etwas anbieten? – Eine rhetorische Frage, denn schon standen frischgebackenes Brot mit Prosciutto und Salami, selbst eingelegte Antipasti, verschiedene Käsesorten und eine Flasche Hauswein am Tisch und für die, die Süßes liebten, gab es den noch warmen Kuchen mit Kaffee.

Beim Zusammensein wurde es langsam Mittag und mit dem fertigen, duftigen Essen kam auch die zweite Frage meiner Mutter: "Vero che vi fermate a pranzo?" und schon vergrößerte sie den Tisch und griff zu zusätzlichen Tellern und Besteck.

Die frisch gebackene Cantuccini waren besonders geschätzt und weil ich sie auch ausgezeichnet finde, verrate ich Ihnen gerne das Rezept.

Foto: Alessandra Dorigato

Zutaten für zwei Blech

  • 360 g Kristallzucker
  • 2 Eier
  • 1/2 TL Natron
  • 530 g Dinkelmehl
  • 220 g ungeschälte Mandeln
  • 60 g Butter, weich
  • 2 EL Rum oder Marsala-Likör
  • die geriebene Schale von zwei unbehandelten Orangen
  • 1 Prise Salz
  • 1 bis 2 Eigelb zum Pinseln (optional)
Foto: Alessandra Dorigato

Zubereitung

Backofen auf 200°C Ober- und Unterhitze vorheizen. 

In einer Schüssel die Eier mit dem Zucker und dem Salz vermischen (nicht aufschlagen). Das Mehl in eine zweite Schüssel fein sieben und mit dem Natron gut vermischen. Die Eiermischung, die Butter in Flocken, die geriebenen Orangenschalen sowie den Likör zum Mehl dazugeben und grob mit einer Hand mischen.

Foto: Alessandra Dorigato

Den Teig auf die Arbeitsfläche häufen und zu einem glatten Teig verarbeiten. Die Mandeln darunter kneten. Den Teig in vier gleich große Stücke schneiden und aus jedem Stück eine lange runde Rolle formen.
Das Backblech mit Backpapier auslegen und jeweils zwei von den vier Rollen auf einem Blech auflegen. Eigelb mit wenig Wasser verquirlen und mit einem Pinsel die Rollen damit bestreichen. Im vorgeheizten Backofen auf der mittleren Schiene auf 200°C Ober- und Unterhitze 20 Minuten backen lassen.

Foto: Alessandra Dorigato

Die Rollen herausnehmen, etwas abkühlen lassen, dann schräg in etwa 1,5-2 cm dicke Scheiben schneiden. Die Kekse erneut auf das Backblech legen und nochmals bei 160°C 18 Minuten backen. Die Cantuccini gut auskühlen lassen und in geschlossenen Blechdosen aufbewahren.

Foto: Alessandra Dorigato

Tipps und Tricks

Alle Zutaten so frühzeitig bereitstellen, dass sie beim Verarbeiten Raumtemperatur haben. Hervorragend passen diese Kekse zu Vinsanto, ein Dessertwein aus Mittelitalien. (Alessandra Dorigato, 28.2.2017)

Buon appetito!

Foto: Alessandra Dorigato

Hier geht's zum italienischen AModoMio-Rezept: Cantuccini