Jetzt ist es schon mehr als zwei Jahre her, dass wir so leise ächzend wie nur möglich in den und aus dem BMW i8 kletterten. Erst unlängst, quasi wie zum Jubiläum, stand die neue Auflage des Wagens mit dem Namen Protonic Red Edition zum Testen an. Sagen wir es ehrlich, kurz und bündig: So viel anders fährt sich das Rot jetzt auch nicht als das Grau. Obwohl auffällt, dass trotzdem alles besser wird.

Rund 140.000 Euro legt man für diesen makellosen Sportwagen mit herzerwärmendem Hybridantrieb hin. Eh ein verträglicher Preis – für einen Traumwagen, der schon heute ein Klassiker ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Das Ein- und Aussteigen zum Beispiel. Keine Ahnung, ob der neue Schwerpunkt durch den angewachsenen Kekserlfriedhof seinen Anteil dran hat, dass es sich leichter in den Protonicroten als in den Grauen von vor zwei Jahren hineinschlupfen lässt. Vielleicht ist das mit der i8-Invasion aber auch wie beim Radlfahren. Wenn man es einmal erlernt hat, vergisst man es nicht mehr.

Feine Ware

Im i8 ist auch alles besser. Oder sagen wir ein wenig feiner. Sonderedition halt. Die in die Sitze eingewebten roten Nähte, das Logo in der Kopfstütze und der graue Sicherheitsgurt schinden optisch ordentlich Eindruck. Aber beim Einsteigen hilft das nicht. Nicht einmal die Einstiegsleiste. Die müsste es eigentlich sogar ein wenig schwerer machen, weil man ja umso bedachter ist, die gute Blende nicht mit den genagelten Goiserern zu zerkratzen.

Foto: Guido Gluschitsch

Aber die Optik ist bei diesem Auto extrem wichtig. Schaut ja jeder drauf. Wie der Fahrer vom Müllwagen, der mit seinem Lkw so stehen bleibt, dass er vom Volant aus klass ein Foto vom parkenden i8 machen kann, während hinten der Kübelschupfer hektisch wird, weil nix weitergeht.

Online-Star

Das war beim ersten i8 in Grau schon so, dass der Verkehr ins Stocken kam, wo immer der Wagen auftauchte. Damals fuhren sie auf der Autobahn regelrecht Kreise um den Flunder-BMW, indem sie erst überholten, dann davor abbremsten, dass man gezwungen war zu überholen, worauf sie wieder aufschlossen, überholten ... Auf Youtube muss es gleich mehrere 360-Grad-Ansichten des i8 auf der Autobahn geben, in denen ein verstörter, schütter behaarter Typ am Lenkradl agiert.

Foto: Guido Gluschitsch

Das ist jetzt besser. Die Leute zucken nicht mehr so aus, wenn sie den Wagen sehen. Sie beherrschen sich ein wenig. Sie schauen einen zwar wie einen Vollidioten an, dem auf der Stelle die Nägel abgezogen und die Wunden eingesalzen gehören, wenn man nicht jede Frage sofort aus dem Stegreif beantworten kann.

Doppelmotor

Da geht es dann nicht um den Antrieb. 131 PS starker E-Motor vorn, eh klar, hinten ein unglaublich agiler, doppelt aufgeladener Dreizylinder mit nur 1,5 Liter Hubraum, aber 231 PS. Es geht nicht mehr darum, ob der E-Antrieb wirklich für fast 40 Kilometer geräuschloser Fahrt reicht, weil ohnedies jeder den ganz argen, supersportlichen Sechszylinderklang vom Dreibein im Heck hören will. Sogar die Beschleunigung von 4,4 Sekunden hauen sie einem um die Ohren, als gehöre das zum Einmaleins des Allgemeinwissens.

Foto: Guido Gluschitsch

Nein, den Preis für eine Felge wollen Sie wissen, oder ob der Cousin, der ein bisserl programmieren kann, die 250er-Begrenzung aufheben könne. Und: "Wie fährt er sich?"

Wenn man dann anhebt, davon zu schwärmen, wie E-Motor und Verbrenner herrlich zusammenarbeiten, wie seidenweich sich dieses Fahrzeug fährt, welch Meisterwerk an Abstimmung BMW geschaffen hat, indem sie durch den Einsatz von Carbon das Gewicht der Akkus wieder aufgehoben haben, und – wird man unterbrochen, bevor man mit dem Luftschnapper vor der Antwort fertig ist. Denn jeder hat schon seine Meinung zu diesem Wagen. Und die heißt durch die Bank Begeisterung – sogar das Rot ist besser.

Foto: Guido Gluschitsch

Besser ist auch, dass nicht mehr jeder gleich mitfahren will. Es hat sich anscheinend herumgesprochen, dass man schwer reinkommt. Nicht einmal der Schachinger, die heimische Driftrampensau, hat, wie vor zwei Jahren, gewinselt, um seinen Hintern reinzukriegen. Gut, der wird wieder Papa und spitzt wohl schon auf einen 2er Active Tourer. Zumindest der Fuhrpark wird dann nicht besser. (Guido Gluschitsch, 20.1.2017)

Foto: Guido Gluschitsch

TECHNIK

  • Preis: ab 137.000 € (Testwagen 149.150 €)
  • Gesamtsystem 266 kW (362 PS)
  • R3-Zylinder-Benziner mit Twin-Turbo
  • Hubraum 1499 cm³
  • Leistung: 170 kW (231 PS)
  • Synchron-Elektromotor: 96 kW (131 PS)
  • Beschleunigung: 4,4 sec 0–100 km/h
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektrisch: 120 km/h)
  • Ladedauer: <2 h (für 80 Prozent bei 3,7 kW, 16A/230V)
  • Elektrische Reichweite laut EU-Zyklus: 37 km