Die Antibabypille macht Frauennasen sensibler – vorausgesetzt, der Östradiol-Gehalt ist niedrig, wie Forscherinnen herausgefunden haben.

Foto: iStockphoto.com

Graz/Wien – Die Antibabypille enthält verschiedene Sexualhormone, die den Eisprung unterdrücken und damit eine Schwangerschaft verhindern. Forscherinnen der Karl-Franzens-Universität Graz und der Med-Uni Wien fanden nun heraus, dass sich die Pille auch auf die Riechfähigkeit auswirkt. "Die Konzentration des Sexualhormons Östradiol und die Einnahmedauer sind wesentliche Kriterien", sagt dazu Veronika Schöpf vom Institut für Psychologie der Uni Graz. "Bei höherem Östradiol-Gehalt wurde die Riechleistung schlechter. Bei niedriger Konzentration konnten die Frauen die Gerüche besser wahrnehmen. Dieser Effekt zeigte sich vor allem bei längerem Einnahmezeitraum", erklärt die Psychologin.

Der Geruchssinn ist einerseits wichtig für das Erleben von Genuss, er warnt aber auch, etwa vor verdorbenen Lebensmitteln oder in gefährlichen Situationen. Bei der Partnerwahl spielt der Geruchssinn ebenfalls eine wesentliche Rolle, betont Schöpf: "Ohne den Einfluss von hormonellen Verhütungsmitteln suchen wir uns meistens einen Partner oder eine Partnerin mit einem komplementären Immunsystem aus, weil er oder sie aus biologischer Sicht unsere Immungene ergänzen sollte. Wir wählen unser Gegenüber also auch mit der Nase."

Nicht bewusst wahrnehmbar

Schöpf und ihre Kolleginnen Kathrin Kollndorfer sowie Iris Ohrenberger von der Med-Uni Wien haben nun herausgefunden, dass die Riechleistung von Frauen, die auf ein hormonelles Verhütungsmittel zurückgreifen, in direktem Zusammenhang mit dem Östradiolgehalt des verwendeten Produkts sowie der Einnahmedauer steht. Östradiol zählt zu den Östrogenen und ist das wichtigste weibliche Geschlechtshormon. Für ihre Studie testeten die Forscherinnen 42 Frauen, die Hormonpräparate mit unterschiedlichen Östradiol-Konzentrationen zwischen einem Jahr und 15 Jahre lang eingenommen hatten.

"Die Teilnehmerinnen, die sich für die Einnahme einer Pille mit niedriger Östradiol-Konzentration über einen längeren Zeitraum entschieden hatten, konnten besser riechen als die Probandinnen mit einer Pille mit höherer Östradiol-Konzentration", fasst Schöpf das Ergebnis der Studie zusammen. Allerdings seien die Veränderungen für Frauen selbst nicht bemerkbar und auch nicht in einem Bereich, der das sensorische Erleben beeinflusst. (red, 11.1.2017)