Hat sich durchgesetzt: Fifa-Präsident Gianni Infantino.

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Zürich/Wien – Wahlversprechen sind einzuhalten, zumal sie schon frühzeitig die Wiederwahl sichern könnten. Der muss sich Gianni Infantino zwar erst 2019 stellen, der Präsident des Fußballweltverbandes Fifa wäre aber so oder so seinen Ankündigungen, die Weltmeisterschaften auch wirklich der Welt zu öffnen, nicht mehr leicht ausgekommen.

2026 wird – höchstwahrscheinlich in Nordamerika – erstmals eine Endrunde mit 48 Mannschaften gespielt. Einer Phase mit 16 Dreiergruppen, aus denen jeweils die besten zwei Mannschaften aufsteigen, folgt sofort eine vierteilige K.-o.-Phase. Der Weg zum Titel ist sieben Spiele breit – wie zuletzt schon mit 32 Endrundenteilnehmern. Allerdings könnte die höhere Anzahl von Spielen (insgesamt 80 statt 64) ein etwas längeres Turnier bedingen.

Präsident Infantino sprach von einer sehr positiven Entwicklung: "Wir müssen die WM ins 21. Jahrhundert, in die Zukunft bringen", sagte der Schweizer. Über das Wie war sich der in Zürich tagende 34-köpfige Fifa-Rat (ehemals Exekutivkomitee) schnell einig, der Beschluss kam angeblich einstimmig zustande. Über das Wer wird aber ab sofort gefeilscht, schließlich gilt es 16 zusätzliche WM-Plätze unter den Kontinentalverbänden zu verteilen. Es liegt in der Natur des Infantino-Versprechens an die kleinen Fußballnationen, dass die bisher recht gut versorgten Europäer (13 Plätze) und Südamerikaner (vier bis fünf) nicht überproportional profitieren dürfen.

Die Kritik an der XXL-WM, die vor allem in Europa formuliert wird, könnte unter diesem Gesichtspunkt noch lauter werden. Vor allem der weltmeisterliche deutsche Fußballbund (DFB) wetterte vergeblich gegen die Aufstockung. Seit der Sperre gegen dessen Ex-Präsident Wolfgang Niersbach ist er nicht mehr im Fifa-Rat vertreten. Niersbachs Nachfolger Reinhard Grindel will sich um bessere Abstimmung innerhalb des europäischen Verbandes (Uefa) bemühen. Es sei sicherzustellen, "dass, wenn andere eine Chance haben, ihren Fußball in Afrika und Asien zu entwickeln, das auch für die Verbände der Uefa gelten muss".

Die Vereinigung des europäischen Spitzenklubs (ECA) will mögliche Reaktionen auf die Fifa-Entscheidung erst beraten. Ihr Vorsitzender, FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, befürchtet durch die aufgestockte WM unzumutbare Belastungen für die Profis. Die Fifa könnte die Folgen allerdings mit Geld lindern. Sie rechnet durch die Aufstockung mit zusätzlichen Einnahmen von mehr als 600 Millionen Euro pro WM. (sid, lü, 10.1.2017)