Männer sind kindisch, sexuell getrieben, dominant und stolz. Frauen sind hochemotional, handeln aus dem Affekt, sind emanzipiert aber unterwürfig. Mitunter diese Stereotype beobachtete eine Studie der Indiana Wesleyan University in der US-Sitcom "Friends". Darin navigierten sich die New Yorker Mittzwanziger Rachel, Monica, Phoebe, Joey, Chandler und Ross durch ihren Alltag – und begeisterten Millionen Fans.

Medien hätten eine große Wirkung darauf, wie wir uns als Männer respektive als Frauen verhalten, schreibt die Forscherin Hannah Goodall in einem Fachartikel. Gerade deshalb sei es wichtig, Film- und Seriencharaktere zu analysieren und Stereotype offen zu legen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Rachel wird häufiger als Monica und Phoebe als besonders emotional dargestellt, zeigte eine US-Studie.
Foto: REUTERS

Dabei unterstützen soll WissenschafterInnen ein neues technisches Tool, entwickelt von der Forschungsgruppe Media Creation der Fachhochschule St. Pölten. Die "Gender Watch App" – die für Tablets gedacht ist – lässt sich zusätzlich zu anderen Methoden, wie etwa der Inhaltsanalyse, einsetzen.

Gedacht ist die "Gender Watch App" als Second-Screen-Anwendung.
Foto: FH St. Pölten

Wie die Applikation funktioniert? Ein Interface zeigt die Namen der einzelnen Figuren an. Sie können die ProbandInnen charakterisieren, zum Beispiel als sympathisch, spontan, kämpferisch, intelligent, tapfer oder schön – und zwar während des gesamten Filmes. "So wird auch deutlich, in welchen Situationen sich ein Rollenbild verstärkt oder wie es sich im Laufe der Handlung verändert", sagt Projektleiterin Rosa von Suess zu dieStandard.at.

Ein Wake-Up Signal (Device vibriert) erinnert die Testpersonen ans Abstimmen.
Foto: FH St. Pölten

Der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Befragung sei, dass die ProbandInnen die Szenen in Echtzeit bewerten. "So bekommt man ein viel genaueres Bild, als wenn man Betrachterinnen und Betrachter erst danach zu ihrem Gesamteindruck befragt", sagt von Suess. Mit der "Gender Watch App" sollen ForscherInnen ihren Probanden auch zusätzliche Fragen stellen können. Beispielsweise: "Welche diese Eigenschaften verbinden Sie am ehesten mit der Figur Penny?", sagt von Suess.

Auswertung am Beispiel der Big Bang Theory.
Foto: FH St. Pölten

Einmal gesammelt und ausgewertet, sollen die Daten mittels Grafiken darstellbar sein. "Das kann man sich vorstellen wie bei Google Analytics", sagt von Suess. Entwickelt wurde der 32-seitige klickbare Prototyp gemeinsam mit der österreichischen Regisseurin Karin Berghammer. In einem nächsten Forschungsprojekt will man die Applikation programmieren. (Lisa Breit, 20.1.2017)