Elisabeth Görgl hat wirklich noch immer Freude am Skifahren.

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Altenmarkt-Zauchensee – Elisabeth Görgl hat die Zeit genutzt. Ihre ersten Saisonrennen liefen nicht optimal. Ein 25. Rang im Super-G von Val d'Isère ist ihr bisher bestes Ergebnis. Aber Görgl hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Ich habe die Zeit gebraucht, ich war noch nicht in Form."

Vier Wochen liegt das letzte Speedrennen zurück. Görgl hat seither viel trainiert und Erkenntnisse gewonnen. Im Super-G hat sie ihre Position auf dem Ski ein wenig verändert. "Ich stehe jetzt wieder satter auf dem Ski. Das hilft mir, das Material besser zu spüren. Dadurch kann ich eine bessere Schräglage aufbauen."

In der Abfahrt war keine Gelegenheit, die neue Position zu testen. Auch nicht am Freitag in Zauchensee. Das Training musste wie jenes am Vortag und wie das Rennen am Samstag wegen starken Schneefalls abgesagt werden. Am Sonntag sollen nun ein Trainingslauf und das Rennen ausgetragen werden. Lindsey Vonn, die nach ihrem Armbruch in die Saison einsteigt, will gleich gewinnen. Elisabeth Görgl setzt sich keine Ziele. "Ich bin zuversichtlich, dass es besser wird."

Weltcup-Debüt vor 17 Jahren

Ein paar Sachen gebe es, die noch nicht 100-prozentig passen würden. "Aber was soll ich machen? Ich kann nur jeden Tag meine Hausaufgaben machen." Görgl hatte in ihrer Karriere immer wieder Aufs und Abs. Im März 2000 debütierte sie im Weltcup. Siebenmal gewann sie – einmal (2014, Abfahrt) auch in Zauchensee. Ihren Höhepunkt hatte die Steirerin bei der WM 2011 in Garmisch: Gold in Abfahrt und Super-G.

Die Routine hilft der 35-Jährigen, mit Leistungsschwankungen umzugehen. Auch die vergangene Saison war nicht ihre beste. "Aber es gab auch positive Dinge." Im Super-G von Zauchensee wurde sie Fünfte, in der Abfahrt von St. Moritz Vierte.

Das Sommertraining lief dann nicht nach Wunsch. "Wenn dir fünf, sechs Speedtage fehlen, ist es klar, dass es schwierig wird." Und Görgl braucht viele Tage auf Schnee. "Das war schon immer so." Routine hin oder her. "Wie will man schnell Ski fahren, wenn man im Rennen nachdenkt, wie man Sachen machen muss?"

Fehlersuche

Immer wieder stellt Görgl viele Dinge infrage. "Wichtig ist, dass man die richtigen Schlüsse zieht." Manchmal habe sie die falschen Schlüsse gezogen. "Da bin ich schon nervös geworden." Oft hat sie den Fehler bei sich selbst gesucht. Hie und da hätten aber die Bedingungen bessere Leistungen verhindert. "Und dann kommst du drauf: Es liegt nicht alles an mir."

Görgl ist immer noch extrem ehrgeizig. Aber der Grund, warum sie Skirennen fährt, hat sich im Laufe der Zeit geändert. Anfangs, sagt sie, sei sie eher extrinsisch motiviert gewesen. Jetzt stehe die Freude am Skifahren im Vordergrund. "Mir taugt es einfach, wenn ich für mich einen geilen Lauf fahre. Mir taugt die Bewegung, die Auseinandersetzung mit dem Körper, mit der Technik, mit dem Material. Das erfüllt mich nach wie vor." Und wenn dann noch Erfolge herausschauen – umso besser.

Hoffnung auf die WM

Die WM in St. Moritz (ab 6. Februar) steht fast vor der Tür. Die einzige ÖSV-Podestfahrerin in diesem Winter, Cornelia Hütter, fällt verletzungsbedingt aus. Der Rest des Speedteams hat noch nicht extrem geglänzt. Es gibt Gelegenheiten, sich zu empfehlen. Vor der WM sind noch drei Abfahrten und zwei Super-G geplant. "Wenn ich gut Ski fahre, wenn ich schnell bin, werde ich mich selbst aufstellen. Und wenn nicht, erübrigt es sich."

Im nächsten Winter wartet das nächste Großereignis, Olympia in Pyeongchang. Görgl, die im Februar 36 Jahre alt wird, hat noch nicht entschieden, wann sie ihre Karriere beenden wird. "Ich mache weiter, solange es mir taugt und solange ich die Leistungen bringe." Görgl glaubt an eine Steigerung. Aber Druck macht sie sich keinen. Und aus der Ruhe bringen lässt sie sich ohnehin nicht. (Birgit Riezinger, 13.1. 2017)