Unter dem Hashtag #WhyIMarch twittern Frauen und Männer, warum sie sich der Bewegung anschließen.

Foto: Instagram/Women's March

Zum Frauenprotestmarsch in Washington werden Hunderttausende erwartet.

Foto: Instagram/Women's March

Einen Tag nach der Vereidigung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump am Freitag wird der "Women's March on Washington" stattfinden. Hunderttausende Frauen und Männer werden sich zur Kundgebung in der US-Hauptstadt in der Nähe des US-Capitols einfinden. Der sexistischen und menschenverachtenden Rhetorik Trumps wollen sie als solidarisch geeinte Zivilgesellschaft entgegentreten. Pläne für einen großen Protestmarsch kursierten bereits Anfang November in den sozialen Medien, wenige Tage nach der geschlagenen Wahl.

Mittlerweile hat sich der Marsch zu einer globalen Bewegung entwickelt: Zahlreiche sogenannte Sister Marches werden auch in anderen Großstädten in und außerhalb der USA stattfinden, insgesamt soll es 386 Frauenprotestveranstaltungen geben. International wird es Demonstrationen in 140 Städten geben. Auch in Wien haben Frauen einen Protestmarsch angekündigt, er wird um 12 Uhr vor der Wiener Karlskirche starten.

Unter dem Hashtag #WhyIMarch twittern Frauen und Männer weltweit, warum sie sich der Protestbewegung anschließen.

Botschaft des Widerstands

"Weil Frauenrechte Menschenrechte sind – unabhängig von Rasse, Ethnizität, Religion, Migrationshintergrund, sexueller Identität, Geschlechtszugehörigkeit, ökonomischem Status, Alter oder Behinderung" ist einer der Grundsätze, die auf der Webseite des "Women's March on Washington" gelistet sind.

In welcher historischen Tradition der Protestmarsch stehe und welche Visionen und Prinzipien geteilt würden, das hat das bunt zusammengesetzte Organisationskomitee in einer Guideline, einer Art Grundsatzpapier, formuliert. Es handle sich um eine von Frauen geführte Bewegung, die dezidiert People of Color, Lesben, Schwule und Transpersonen, Menschen mit Behinderung, MuslimInnen sowie Menschen aller Glaubensrichtungen zusammenbringen wolle, um "eine klare Botschaft des Widerstands und der Selbstbestimmung" zu verbreiten, heißt es in dem vierseitigen Dokument.

Prominente UnterstützerInnen

Eine der Mitinitiatorinnen ist Bob Bland, Modedesignerin in New York. Sie hatte zeitgleich mit Teresa Shook, einer pensionierten Rechtsanwältin in Hawaii, die Idee zum Marsch der Frauen. Gemeinsam mit den Menschenrechtsaktivistinnen Tamika D. Mallory, Carmen Perez und Linda Sarsour bildet Bland den Kovorsitz des "Women's March on Washington". Maßgebende Persönlichkeiten wie Angela Davis, Dolores Huerta, Gloria Steinem, Harry Belafonte und LaDonna Harris haben den Ehrenvorsitz übernommen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/LUCY NICHOLSON

Insgesamt erhält die Protestbewegung viel prominente Unterstützung. Die Liste der Mitmarschierenden umfasst unter anderen Amy Schumer, Cher, Katy Perry, America Ferrera, Scarlett Johansson, Lena Dunham, Patricia Arquette, Bianca Jagger, Lea DeLaria und Julianne Moore. Zahlreiche Initiativen und Grassroots-Bewegungen beteiligen sich am Marsch. Unter ihnen auch eine Gruppe von Frauen, die seit Monaten rosafarbene "Pussy Hats" häkelt. Die pinken Mützen spielen auf die Äußerungen Trumps an, der meinte, weil er berühmt sei, dürfe er Frauen einfach "an der Pussy packen". Laut "Pussy Hat"-Aktivistinnen soll die drei Kilometer lange Wegstrecke zwischen dem Parlamentsgebäude und dem Lincoln-Denkmal ganz in pink erstrahlen.

Historische Anleihen

Für ihren Marsch nehmen die Organisatorinnen zahlreiche historische Anleihen und verweisen auf die gesellschaftlichen Kämpfe, die ihnen vorausgegangen sind. Dabei berufen sie sich auf die Suffragetten, die Antisklaverei-Bewegung, die amerikanische Indianerbewegung und die US-Bürgerrechtsbewegung. Ihre Solidarität gilt auch aktuellen sozialen Bewegungen wie Black Lives Matter oder Occupy Wall Street sowie der LGBTQ-Bewegung.

"Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen. Es ist unsere Unfähigkeit, diese Unterschiede zu erkennen, zu akzeptieren und sie zu feiern", zitieren sie in ihrer Guideline die US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde. Tribut zollen die Organisatorinnen auch anderen revolutionären Frauen, die den Weg für feministischen Aktivismus geebnet hätten, unter ihnen Harriet Tubman, Ella Baker, bell hooks, Wilma Mankiller, Sylvia Rivera, Berta Isabel Cáceres und Malala Yousafzai.

Vor diesem Hintergrund gehe es beim Women's March nicht nur um "klassische" feministische Anliegen wie reproduktive Freiheiten, Lohngerechtigkeit und den Kampf gegen Gewalt an Frauen. Wesentlich sei auch der Kampf gegen Polizeigewalt, Racial Profiling und die Masseninhaftierung in den USA. Gefordert wird unter anderem die Anerkennung der Rechte sexueller Minderheiten als Menschenrechte, bessere Arbeitsbedingungen für die überproportional auf den Schultern schwarzer Frauen verteilte Pflegearbeit, Solidarität mit MigrantInnen und Flüchtlingen sowie die Anerkennung der Rechte von Menschen mit Behinderung.

Women's March Global

Der Frauenprotestmarsch in Wien wird vom Österreichischen Frauenring, der Plattform 20.000 Frauen, den Grünen Frauen, One Billion Rising Austria, Wave, der Linkswende und den Democrats Abroad unterstützt.

Es handle sich längst nicht mehr um einen Protest, der sich auf das Ergebnis der US-Wahl beschränke, sagt Caroline Kirkpatrick, eine in Österreich lebende US-Bürgerin, die die Kundgebung in Wien mitinitiiert hat. "'Women's March Global' hat Menschen wachgerüttelt, um die Rechte von Frauen und anderer zu verteidigen – als Antwort auf eine weltweit ansteigende Rhetorik der populistischen und extremen Rechten", schreiben die Organisatorinnen. (Christine Tragler, 18.1.2017)