Kano – Nach dem versehentlichen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Nigeria haben die Behörden des Staates Borno die örtlichen Krankenhäuser und Ärzte in Alarmbereitschaft versetzt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schickte einen Rettungshubschrauber, um Verletzte aus dem Lager in Rann nach Maiduguri zu bringen, wie die örtliche Regierung am Mittwoch mitteilte.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen wurde demnach mit der Koordinierung der medizinischen Hilfe beauftragt. Die Rettungsarbeiten in dem Flüchtlingslager, wo sich Menschen auf der Flucht vor der Islamistengruppe Boko Haram aufhielten, dauerten am Mittwoch an. Berichten zufolge waren die ersten Notaufnahmen in dem nördlichen Staat aber rasch überfüllt. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen wurden bei dem Luftangriff des nigerianischen Militärs am Dienstag mindestens 52 Menschen getötet und mehr als 120 weitere verletzt. Unter den Toten waren auch sechs Mitarbeiter des nigerianischen Roten Kreuzes.

Schockierender Angriff

Ärzte ohne Grenzen erklärte, von der eigenen Organisation seien keine Helfer unter den Opfern, allerdings starben drei Mitarbeiter einer von der Organisation beauftragten Firma, die in dem Flüchtlingslager arbeiteten. Die Organisation verbreitete auch Bilder aus dem Lager nach dem Angriff, auf denen verletzte Kinder zu sehen waren und Leichen, die mit Decken bedeckt waren. Ärzte ohne Grenzen erklärte, der Angriff sei "schockierend" und nicht hinnehmbar.

Das nigerianische Militär hatte schon am Dienstag eingeräumt, dass ein Kampfjet "das falsche Ziel getroffen" habe. Offenbar sollte stattdessen der nahe gelegene Ort Kala beschossen werden, wo das Militär Boko-Haram-Kämpfer vermutet. Staatschef Muhammadu Buhari äußerte sein tiefes Bedauern über das Bombardement.

Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats in Nigeria. Seit 2009 wurden bei Angriffen mehr als 20.000 Menschen getötet. Außerdem ergriffen 2,6 Millionen Menschen die Flucht. Das nigerianische Militär erzielte zuletzt Fortschritte im Kampf gegen die Miliz und erklärte im Dezember, der Konflikt sei in seine Endphase getreten. (APA, 18.1.2017)