Ließ es im zweiten Durchgang bärig laufen: Marcel Hirscher.

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Festliche Stimmung am Ganslernhang.

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Neues Gesicht am Siegerpodest: der Engländer Dave Ryding.

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Kitzbühel – Es ist vollbracht. Marcel Hirscher hat sich nach dem Ausfall von Henrik Kristoffersen die große Chance nicht nehmen lassen und am Sonntag den Slalom am Ganslernhang überlegen gewonnen. Nach seinem 20. einschlägigen Weltcupsieg durfte er sich über die zweite goldene Gams in Kitzbühel freuen, die erste war ihm 2013 überreicht worden.

Hirscher distanzierte mit knapp mehr als einer Sekunde Rückstand von Halbzeitrang neun kommend die Konkurrenz in einem fulminanten Finallauf. Am Ende lag er 76 Hundertstel einer Sekunden vor dem britischen Überraschungsmann Dave Ryding und 1,11 Sekunden vor dem Russen Alexander Choroschilow. "Es ist gewaltig. Hier vor diesem Publikum zu gewinnen, ist wirklich großartig. Ich habe voll riskiert, das war mein Maximum", sagte der Weltcupführende.

Ryding die Überraschung

Neben dem Salzburger war Ryding Mann des Tages. Der 30-Jährige aus Chorley in der Grafschaft Lancashire hatte nach dem ersten Durchgang geführt und damit nach einem historischen Triumph gegriffen. Noch nie hatte ein Brite ein Weltcuprennen gewonnen. Für die bisher beste Platzierung ist der Londoner Konrad Bartelski verantwortlich, der sich 1981 bei der Abfahrt in Gröden nur Erwin Resch geschlagen geben musste. In Kitzbühel gab es zwar schon einmal einen britischen Sieger, als 1931 mit Gordon Cleaver ein Kampfpilot die Kombination gewann, damals hatte aber die Geburtsstunde des Weltcups noch nicht geschlagen.

In der Entscheidung war aber gegen Hirscher kein Kraut gewachsen. "Ich habe mir gesagt, 'mach, was du kannst'. Aber Marcel war unantastbar", sagte Strahlemann Ryding, der diesen Erfolg als Resultat harter Arbeit und fleißigen Trainings sieht. "Es ist einfach unglaublich." Für Hirscher war es nach dem Slalom in Levi und dem Riesentorlauf in Alta Badia der dritte Saisonsieg, sein insgesamt 42. Erfolg im Weltcup.

Nicht wirklich nach Wunsch verlief der Arbeitstag für die weiteren Österreicher. Am besten schlug sich Marco Schwarz (+1,99 Sekunden) als Achter, Marc Digruber (2,67) wurde 17., Michael Matt (5,51) reihte sich auf dem 25. und letzten Platz ein. Manuel Feller und Christian Hirschbuehl fielen aus.

Exodus

Während der Deutsche Felix Neureuther von Platz drei auf Platz sechs zurückfiel, scheiterte der Halbzeitzweite Stefano Gross aus Italien im zweiten Lauf. Überhaupt gab es einen ungewöhnlichen Exodus, dem auch zahlreiche Topstars zum Opfer fielen. Neben Kristoffersen erwischte es auch Zagreb-Sieger Manfred Mölgg, dessen italienischen Landsmann Patrick Thaler und die Schweden Mattias Hargin und Andre Myhrer. Von 73 Gestarteten fielen nicht weniger als 31 aus.

Erstmals seit mehr als zwei Jahren kam auch Kristoffersen, Sieger von vier Saisonslaloms, nicht ins Ziel. "Ich habe die Ski gekreuzt, da hat man keine Chance. So ist das Leben." Über Ryding sagte er: "Dave ist phantastisch gefahren, er ist ein Supertyp."

Mit Dominik Paris hatte am Samstag in der Abfahrt auch ein geschätzter Kollege beeindruckt. Während sich der Italiener vor rund 50.000 Zuschauern bereits seine dritte goldene Gams abholte, enttäuschten die Österreicher mit dem schlechtesten Ergebnis in Kitzbühel überhaupt. Bis dahin war es Platz sieben von Vincent Kriechmayr 2016. "Es geht nicht jeden Tag, aber wir wurden unter Wert geschlagen", resümierte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. In Hinblick auf die Ski-WM sagte er: "Irgendwie bin ich froh. 1984 feierten wir hier einen Dreifacherfolg und gingen dann bei den Olympischen Spielen in Sarajevo unter." Für Michael Huber, den Präsidenten des Kitzbüheler Skiklubs und Vorsitzenden des Organisationskomitees, war die Abfahrt trotzdem eine der besten fünf auf der Streif.

Für die Slalomartisten geht es bereits am Dienstag (17.45/20.45 Uhr) mit dem Nachtslalom in Schladming weiter. (Thomas Hirner, 22.1.2017)

Die Sieger seit 2005:

2005: Manfred Pranger (AUT)
2006: Jean-Pierre Vidal (FRA)
2007 I: Jens Byggmark (SWE)
2007 II: Jens Byggmark (SWE)
2008: Jean-Baptiste Grange (FRA)
2009: Julien Lizeroux (FRA)
2010: Felix Neureuther (GER)
2011: Jean-Baptiste Grange (FRA)
2012: Cristian Deville (ITA)
2013: Marcel Hirscher (AUT)
2014: Felix Neureuther (GER)
2015: Mattias Hargin (SWE)
2016: Henrik Kristoffersen (NOR)
2017: Marcel Hirscher (AUT)