Donald Trump war noch keine 24 Stunden im Amt, da wurde aus dem Gegenwind fast schon ein Sturm. Beim "Women's March" gingen Millionen Menschen auf die Straße. So massive Demonstrationen hat es in den USA seit dem Vietnamkrieg nicht gegeben – und überhaupt noch nie als direkte Reaktion auf die Angelobung eines Präsidenten. Eindrucksvoll war auch die breite Unterstützung im Ausland, von Tokio über Wien bis London.

Friedlich auf Missstände hinweisen

Dabei handelte es sich keineswegs um einen Protest gegen ein demokratisch zustande gekommenes Wahlergebnis. Vielmehr wurde für demokratische Werte demonstriert, etwa Frauenrechte. Trump hat diese mit diskriminierenden Aussagen immer wieder verhöhnt – und wird dies wohl auch weiter tun. Es ist absolut legitim, friedlich auf solche Missstände hinzuweisen. Auch und gerade wenn es sich um den Präsidenten handelt.

Wird es gelingen, dieses Momentum zu erhalten? Die Gefahr ist groß, dass der Widerstand versandet oder ein Richtungsstreit die Bewegung paralysiert – Anzeichen gab es bereits im Zusammenhang mit der Frage, welche Rednerinnen eingeladen werden sollten. Trump sollte sich nicht in Verkennung der Tatsachen bedingungslos selbst verherrlichen, sondern diese Manifestationen ernst nehmen. Auch er braucht ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit, sonst werden die Proteste rasch noch weiter wachsen – und könnten ihn früher oder später den Rückhalt seiner Partei kosten. (Noura Maan, 22.1.2017)