Matthias Walkner präsentiert in Wien das Objekt der Begierde, den Beduinen.

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It came from the desert.

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Wien – Vor Matthias Walkner steht ein kleiner Beduine. Vor zehn Tagen nahm der Salzburger den Pokal für den zweiten Platz bei der Rallye Dakar in Empfang. Seither verarbeitet der 30-jährige Motorradpilot die Eindrücke. "Plötzlich standen vier Eseln auf der Strecke. Die waren zum Glück zu faul, um sich zu bewegen, man konnte ihnen gut ausweichen", erzählt der Salzburger bei einem Medientermin am Dienstag in Wien.

Aber nicht nur die Lastviecher standen zwischen ihm und dem Ziel. "Es gibt auf jeder Etappe brenzlige Momente und bei den Zusehern sind schon ein paar wilde Hunde dabei. Da geht es recht knapp her." Nach 9.000 Kilometern fuhr Walkner trotzdem als erster Österreicher auf das Podest: "Ich habe die eine oder andere Träne im Ziel vergossen. Ich habe mir den Traum vom Beduinen erfüllt."

Zweifel vor dem Rennen

Es war die dritte Teilnahme des KTM-Piloten an der Mammutrallye, die Vorbereitung verlief professioneller denn je. Die Vorjahre galten als eindringliche Warnung. 2015 endete mit einer unangenehmen Lebensmittelvergiftung, 2016 mit einem Oberschenkelbruch. Die Rehabilitation verlief "gscheit mühsam", die Zeit auf Krücken sei prägend gewesen.

Mitunter kamen dem Sportler Zweifel: "Was wenn ich wieder nicht ins Ziel komme? Was muss ich mir dann anhören?" Also ging er rein in die Höhenkammer, um sich für die ermüdende Höhenlage in Südamerika zu wappnen. "Ab 4.000 Meter merkt man deutlich, dass die Luft dünner wird. Man wird schlapp und träge. So, als wäre man eingeraucht. Ich war noch nie eingeraucht, aber so wird es wohl sein."

Kein Nachtrauern

32 Minuten hatten letztendlich auf den siegreichen Markenkollegen Sam Sunderland gefehlt, nach zwölf Etappen auch keine Welt, zumal sich Walkner am fünften Abschnitt in der Botanik verfuhr. "Aber es wäre Wahnsinn, wenn ich dem ersten Platz nachtrauern würde. Sam hat die wenigsten Fehler gemacht und den Sieg absolut verdient."

Die Navigation wird in der Planung für 2018 ein großes Thema sein, die Veranstalter erschweren diesbezüglich von Jahr zu Jahr die Rahmenbedingungen. Ziel ist eine Senkung der Geschwindigkeit, die Früchte sind zu erkennen: Erstmals seit 2009 kam es zu keinem tödlichen Unfall.

Neue Zielsetzungen

Gefährlich bleibt das Abenteuer nach wie vor: "Wenn es gut läuft, fühlt man sich unzerstörbar. Als ich meinen Freund Toby Price im Flussbett liegen sah, hat mir das aber wieder die Augen geöffnet." Der Titelverteidiger aus Australien hatte sich bei einem Sturz den Oberschenkel gebrochen.

Auch Walkner schlug nach einer unübersichtlichen Kante einen Purzelbaum, blieb aber unverletzt. Wohlwissend, dass das Risiko nicht ganz auszuschalten ist, wird er weiter an der Fahrtechnik feilen: "Man kann nie gut genug sein." Die Zielsetzung wird nach oben korrigiert: "Nach dem zweiten kommt der erste Rang. Ich trainiere dafür, aber es muss alles stimmen. Wenn ich Vierter werde, bin ich auch nicht böse."

Ob Walkner zur Vorbereitung die komplette Cross-Country-Rallye-WM fahren wird, ist noch zu klären. Der Salzburger ist motiviert, KTM zögert, die Qualität der Rennen sei nicht immer gegeben. Aber was ist die Alternative? Walkner: "Baden gehen." (Philip Bauer, 24.1.2017)