Wird die erste Direktorin des Hauses der Geschichte: Monika Sommer-Sieghart.

Foto: Luzia Puiu

Wien – Monika Sommer-Sieghart wird die erste Direktorin des künftigen Hauses der Geschichte Österreichs (HGÖ). Johanna Rachinger, Generaldirektorin der zuständigen Nationalbibliothek, hat die 42-jährige Historikerin am Donnerstag vorgestellt. Sommer-Sieghart wird ihren Posten am 13. Februar antreten und soll sicherstellen, dass die redimensionierte Institution in der Neuen Burg am Heldenplatz 2018 öffnet.

"Äußerst ambitionierter Zeitplan"

Die Historikerin erklärte das HGÖ zu ihrem "Herzensprojekt", das sie nun in die Realisierungsphase führen dürfe. "Der Zeitplan ist äußerst ambitioniert", konzedierte die Neo-Chefin. Sie werde nun ihr Team formieren und eine klare Organisationsstruktur schaffen, um die Pläne eines Onlineportals zur österreichischen Geschichte und die zentrale Ausstellung zum November 1918 in Angriff nehmen zu können. Inhaltlich könne sie dabei auf die Vorarbeiten der verschiedenen Arbeitsgruppen zurückgreifen.

Mit der auf 1.870 Quadratmeter reduzierten Projektfläche könne man jedenfalls arbeiten: "Ich glaube, dass man auf der jetzigen Fläche tolle Ausstellungen machen wird können." Aber klar sei auch, dass man aufgrund des geringen Platzangebots etwa in der Vermittlungsarbeit Abstriche machen müsse. Insofern stehe sie hinter der von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) in den Raum gestellten Idee eines Neubaus: "Das wäre natürlich absolut sinnvoll."

Sie setze jedenfalls auf multimediale Geschichtsvermittlung und verstehe das HGÖ als einen vielschichtigen Verhandlungsort, mit dem auch das Vertrauen in die Demokratie gestärkt werden solle: "Es adressiert sich ganz stark an junge Menschen." Deshalb sollen Schulklassen und Lehrlingsgruppen mit einem "Zukunftslabor" in die Konzeption eingebunden werden.

"Knotenpunkt in einem Netzwerk"

Für den sogenannten Hitler-Balkon als zentralen Bestandteil des HGÖ setzt Sommer-Sieghart auf wechselnde künstlerische Projekte, die eventuell gemeinsam mit Kunstuniversitäten realisiert werden könnten. Und schließlich sei bei der Institution als solcher die Kollaboration mit anderen Institutionen entscheidend: "Ich verstehe das Haus der Geschichte als Knotenpunkt in einem Netzwerk."

Mit ihrem Konzept konnte sich Sommer-Sieghart unter 13 Bewerbern durchsetzen. "Sie ist eine vielseitige und sehr kompetente Museumsfachfrau", begründete Rachinger ihre Wahl, die auf einem Dreiervorschlag des Beirats beruhte. "Man kann sagen, dass ihr gesamtes berufliches Leben vom Thema Museum geprägt war." Oliver Rathkolb, Vorsitzender des HGÖ-Beirats, hob die wissenschaftliche Kompetenz und Publikationstätigkeit der künftigen Museumschefin hervor, die für die Auswahl entscheidend gewesen sei. Zugleich setze man mit der 42-jährigen Historikerin auch ein "innovatives Signal": "Sie sehen damit, dass auch eine jüngere Generation in Leitungs- und Schlüsselfunktionen kommt."

Geboren wurde Sommer-Sieghart am 30. November 1974 in Linz. Sie studierte in Graz und Wien Geschichte und war unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kommission für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zwischen 2003 und 2008 war sie Assistentin von Direktor Wolfgang Kos im Wien-Museum, von 2009 bis 2014 ebendort Kuratorin. Seit 2006 ist sie Co-Chefin eines Masterlehrgangs zur Ausstellungstheorie und -praxis an der Angewandten. 2014 wurde sie Kuratorin des Kulturprogramms des Europäischen Forums Alpbach und 2015 Co-Geschäftsführerin der Agentur Purpurkultur.

Ausstellung "41 Tage" mitkuratiert

Ihr künftiger Posten wird nicht die erste Verbindung Sommers mit dem Heldenplatz sein, sie hat hier im Vorjahr zusammen mit Heidemarie Uhl die Ausstellung "41 Tage" kuratiert, in der sie sich mit der Gewalt in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzte. Noch bis 30. Juni ist im Äußeren Burgtor die von ihr mitkuratierte Schau "Letzte Orte vor der Deportation" zu sehen.

Auch von Kulturminister Drozda kam am Donnerstag Zustimmung zu der Personalie, er lobte den "zügigen Schritt" in Richtung HGÖ-Eröffnung unter Sommer-Siegharts Ägide: "Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat wird sie nun das inhaltliche Konzept erarbeiten, das sicherstellen wird, dass rechtzeitig zum Republiksjubiläum im November 2018 das Haus der Geschichte in der Hofburg seine Türen für das Publikum öffnet."

Das Haus ist als fachlich eigenständiges Museum Teil der ÖNB. Die neue Einrichtung mit Fokus auf die österreichische Geschichte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hätte nach langen Diskussionen ursprünglich auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern in der Neuen Burg angesiedelt werden sollen. Drozda kündigte schließlich eine reduzierte Version auf 1.870 Quadratmetern an, stellte langfristig aber auch die Idee eines Neubaus in den Raum. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund zehn Millionen Euro. (APA, red, 26.1.2017)