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Vielleicht die Größte: Serena Williams

Foto: AP/Favilla

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Sister Act.

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Melbourne – Einmal mehr hat Serena Williams Tennis-Geschichte geschrieben. Die 35-jährige US-Amerikanerin besiegte am Samstag ihre 15 Monate ältere Schwester Venus Williams nach 82 Minuten 6:4,6:4 und hat damit den Steffi-Graf-Rekord übertroffen. Sie hält nun bei 23 Grand-Slam-Triumphen und nur Margaret Court (24) liegt in der Ewigen Bestenliste vor ihr. Zusätzlich kehrt Williams auf den Tennis-Thron zurück.

Dort, wo sie vor Jahresfrist eine überraschende Final-Niederlage gegen die Deutsche Angelique Kerber erlitten hatte, nahm sie der deutschen Tennis-Legende Graf nun endgültig den Rekord in der offenen Profi-Ära ab. Mit ihrem siebenten Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, der ihr umgerechnet 2,61 Millionen Euro einbrachte, überholte Serena Williams auch wieder die vorzeitig gescheiterte Kerber.

Comeback

"Ich danke Gott. Ich möchte Venus gratulieren, sie ist ein toller Mensch. Ich wäre ohne sie nie bei 23 Titeln", sagte Williams in Richtung ihrer Schwester. "Sie war meine Inspiration und ist der einzige Grund, warum ich hier stehe. Jedes Mal wenn du diese Woche gewonnen hast, habe ich gedacht, jetzt muss ich auch gewinnen", sagte Williams. Das zweite Finale von Venus Williams in Australien, die 2003 schon einmal im Melbourne-Endspiel gestanden war, war zuvor nicht für möglich gehalten worden.

2011 war bei Venus die Autoimmun-Krankheit Sjögen's-Syndrom diagnostiziert worden, doch dank eiserner Disziplin und u.a. einer Ernährungsumstellung hat es Williams mit 36 ins große Scheinwerferlicht zurückgeschafft. "Sie hat ein tolles Comeback geschafft. Ich bin sicher, dass du nächstes Jahr wieder hier bist", sagte Serena zu Venus, die für den Finaleinzug immerhin auch 1,34 Mio. Euro kassierte. Es war ihr erstes Major-Endspiel seit Wimbledon 2009.

Die Finalistin bedankte sich in demütiger Weise. "Danke, dass ich vor euch spielen darf. Serena Williams, das ist meine kleine Schwester, Leute", meinte sie lachend. "Ich gratuliere dir zur Nummer 23, ich habe ein paar davon gegen dich verloren. Dein Sieg war immer auch mein Sieg. Ich hoffe, du weißt das. Wenn ich es nicht geschafft habe, hast du es geschafft. Ich bin enorm stolz auf dich", erklärte Venus.

Anspannung

Das Match hatte mit großer Anspannung auf beiden Seiten begonnen. Vor allem aber bei Serena, die unbedingt den Rekord-Titel erreichen wollte. Bei 1:1 und nach einem Netzroller ihrer Schwester zerhackte Serena ihren Schläger, eine ungewöhnliche Aktion so früh in einem Match. Zu Beginn dominierten die Rückschlägerinnen das Geschehen, die ersten vier Games waren allesamt Breaks. Nach einem Break zum 4:3 behielt Serena Williams aber die Oberhand und servierte mit einem Ass nach 41 Minuten zur Satzführung aus.

Im zweiten Durchgang konnte die jüngere der beiden Schwestern zunächst drei Breakbälle beim Stand von 1:1 nicht nutzen, allerdings wehrte Venus Williams diese auch stark ab. Wie im ersten Satz war es auch das siebente Game, in dem der 35-jährigen Serena Williams das entscheidende Break zum 4:3 gelang. Nach 1:22 Stunden verwertete Williams ihren ersten Matchball zum 17. Sieg im 28. Duell mit ihrer Schwester. Es war übrigens das Endspiel mit dem höchsten Gesamt-Alter beider Spielerinnen in der "open era" und das neunte Grand-Slam-Finale als "Sister Act".

Bryan-Brüder verpassen Doppeltitel

Im Doppelbewerb verpassten die Tennis-Zwillinge Bob und Mike Bryan ihrerseits eine Grand-Slam-Bestmarke. Die 38-jährigen US-Amerikaner unterlagen dem finnisch-australischen Duo Henri Kontinen/John Peers mit 5:7,5:7. Bei einem Sieg hätten die Bryans jeweils ihren 17. Herren-Doppel-Titel bei Grand-Slam-Turnieren gewonnen.

Damit hätten die Bürder den australischen Rekordhalter John Newcombe eingeholt. Allerdings bleiben die sechsfachen Melbourne-Sieger weiterhin das erfolgreichste Duo bei den vier größten Turnieren.

Kontinen und Peers holten jeweils ihren ersten Grand-Slam-Titel und bezwangen die Bryans wie schon im Endspiel der letztjährigen ATP World Tour Finals in London. Kontinen stand als erster Finne im Endspiel eines Grand-Slam-Wettbewerbs. Die Sieger erhalten zusammen umgerechnet 465.000 Euro Preisgeld, die Verlierer die Hälfte. (APA, 28.1.2017)