Faktenlage unklar: mangelhafte Datenlage beim Thema E-Zigarette.

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Das Rauchen von E-Zigaretten ist umstritten. Ob sie Rauchern helfen, das Qualmen sein zu lassen, oder gar eine neue Gefahr sind für jene, die bisher noch nicht abhängig waren, wird immer wieder heftig diskutiert.

Manche Länder, wie zum Beispiel Australien, sehen in E-Zigaretten eine Gefahr für die erzielten Fortschritte bei der Tabakkontrolle und regulieren E-Zigaretten daher restriktiver als Tabakprodukte. Andere Länder versuchen zu verhindern, dass E-Zigaretten den Tabak- und Nikotinkonsum fördern, die dortige Gesetzeslage ist ähnlich wie bei herkömmlichen Zigaretten. Wieder andere Länder, etwa Großbritannien, schätzen E-Zigaretten vor allem in Bezug auf Krebsrisiken deutlich ungefährlicher ein und sehen darin ein effektives Entwöhnungsmittel für Zigarettenraucher. E-Zigaretten werden dort auch aktiv als Entwöhnungsmittel empfohlen.

Welche Annahme stimmt, kann wissenschaftlich nur schwer belegt werden. Forscher stehen beim Thema E-Zigaretten vor Herausforderungen, schreibt das Science Media Center Germany (SMC). Interessenkonflikte und wenig aussagekräftige Ergebnisse seien das Problem, heißt es. "Die wissenschaftliche Diskussion über die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit und über ihren künftigen Stellenwert als Suchtmittel ist geprägt vom wirtschaftlichen Interesse der Tabakindustrie, die vermehrt E-Zigaretten auf den Markt bringt", so das SMC. In Deutschland etwa werden derzeit E-Zigaretten flächendeckend als Alternative zur Zigarette beworben.

Hilfsmittel zur Entwöhnung

Eines steht fest: In der Wissenschaft besteht der Konsens, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als Tabakzigaretten. Es mangelt jedoch an langfristigen Studien, um eine mögliche Gesundheitsgefährdung seriös einschätzen zu können. Und die vorliegenden Studien zur Wirksamkeit von E-Zigaretten als Hilfsmittel bei der Tabakentwöhnung haben nur eine geringe wissenschaftliche Aussagekraft. Hinzu kommt: Bei einem Drittel aller vorhandenen Studien weisen die wissenschaftlichen Autoren Interessenkonflikte auf.

Das SMC hat nun eine Übersicht zur wissenschaftlichen Studienlage (Factsheet) zum Thema E-Zigaretten erstellt. Dort lässt sich nachlesen, welche Erkenntnisse wissenschaftlich gesichert sind und welche nicht. Zugleich erläutert es noch offene Forschungsfragen. Etwa jene, ob E-Zigaretten bei Personen, die sich professionell nicht helfen lassen, effizienter sind als Nikotinpflaster oder gar keine Entwöhnungsmittel – das bestätigt laut Factsheet bisher nur eine nicht randomisierte Studie.

Auch ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen sinkendem Tabakkonsum und der steigenden Zahl an E-Zigaretten-Rauchern gibt, wird im Factsheet thematisiert: "Unklar ist, ob E-Zigaretten zu einem Rauchstopp von Zigaretten beitragen. Während einige Studien zum Schluss kommen, dass dem so ist, kommen andere Untersuchungen zu einem gegenteiligen Ergebnis. Eine dritte Gruppe von Studien sieht keinen Zusammenhang", heißt es.

Bisher ist zudem nicht ausreichend geklärt, ob bei steigendem E-Zigaretten-Gebrauch eine neue Generation von Nikotinabhängigen heranwächst – auch dazu ist die Studienlage unklar. Die Weltgesundheitsorganisation verweist ebenfalls auf die mangelhafte Datenlage und fordert Langzeitstudien. (red, 3.2.2017)