Im House of Nakamoto auf der Wiener Mariahilfer Straße können Kunden seit kurzem Euro in Bitcoin tauschen. Wer auf die Onlinewährung setzt, muss aber mit starken Kursschwankungen rechnen.

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Wien – Das Smartphone kurz vor den Scanner halten, zehn Euro in einen speziellen Bankomat schieben, und in wenigen Augenblicken landet das Geld in Bitcoin in der Wallet – der digitalen Geldbörse am Handy. Magdalena Isbrandt steht in ihrem Geschäft auf der Wiener Mariahilfer Straße und erklärt Kunden, wie schnell und einfach sie Euro in Bitcoin umtauschen können.

Hinter der Internetwährung steckt der Gedanke eines von Zentralbanken und Staaten unabhängigen Zahlungsmittels. Zudem soll es schnelle und günstige weltweite Überweisungen ermöglichen. Akzeptiert ein Geschäft Bitcoin, kann auch einfach vor Ort mit dem Smartphone gezahlt werden. Anders als herkömmliche Währungen unterliegt Bitcoin keiner Regulierung oder Aufsicht, und damit keiner direkten staatlichen Kontrolle. Der Kauf und Verkauf von Bitcoins funktioniert in der Regel über Online-Börsen.

Reale Welt

Mit ihrem Geschäft will Isbrandt die Währung in die reale Welt bringen, wie sie sagt. "Wir beraten die Leute vor Ort und zeigen ihnen, wie das alles funktioniert." Isbrandt ist Geschäftsführerin der Bit Trust Services GmbH, die das House of Nakamoto betreibt. Diesen Namen hat das Geschäft vom Pseudonym Satoshi Nakamoto, dem die Erfindung von Bitcoin zugeschrieben wird. Seit 30. Jänner können Interessierte hier Bitcoins kaufen – als Gutschein, als Wertschrift, oder eben über den Bitcoin-Bankomat.

Die Spesen für das Umtauschen liegen dabei zwischen vier und zehn Prozent vom Einzahlungsbetrag. Umgerechnet wird nach dem aktuellen Wechselkurs von "Kraken", einer großen Bitcoin-Börse. Und der Wechselkurs war es auch, welcher Bitcoin in den letzten Wochen immer wieder Schlagzeilen – aber auch Kritik – beschert hat.

Seit mehreren Monaten legt die Onlinewährung einmal mehr ein heftiges Auf und Ab hin. Anfang Jänner ist der Kurs erstmals über die Marke von 1000 Euro geschossen. Den Grund für den rasanten Anstieg sehen viele Analysten in China, wo der Großteil des Bitcoin-Handels stattfindet. Zuletzt waren Anleger aus dem Yuan in Bitcoin geflüchtet, um so die chinesischen Kapitalverkehrskontrollen auszuhebeln und Geld aus dem Land zu bringen.

Vieles geht, nichts ist sicher

Den Behörden in Peking wurde das rasch zu bunt. Sie haben dem Treiben einen Riegel vorgeschoben, indem sie die größten Bitcoin-Börsen des Landes dazu bewegten, Gebühren für Transaktionen einzuheben. Der Kurs ist danach stark gefallen, hat sich aber bald wieder erfangen und steht derzeit bei rund 890 Euro. Wer Bitcoin kauft, sollte sich an massive Kursschwankungen gewöhnen, denn sie gehören zum Wesen der Onlinewährung, sagt Beat Weber von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Das, was viele Bitcoin-Fans an der Währung so schätzen, mache sie auch schwankungsanfällig: keine Kontrolle, Sicherheit oder stabile Kaufkraft. Der Kurs würde nur von Angebot und Nachfrage gesteuert. Viele würden Bitcoin nicht als Zahlungsmittel, sondern nur zur Spekulation verwenden. Das ist nicht verboten, Weber rät Kunden aber zur Vorsicht: "Man muss wissen, womit man es zu tun hat, wenn man Bitcoin kauft. Es gibt keinen Ausgeber und damit auch keine Garantien. Das kann bis zum Totalverlust gehen, und dann steht man ohne Rechtsanspruch da."

Dass sich Bitcoin zu einer stabilen, verlässlichen Währung entwickeln könnte, glaubt Weber nicht. Für Nischen wie weltweite Überweisungen oder das unkomplizierte Bezahlen von Kleinbeträgen könnte Bitcoin aber fallweise Kostenvorteile aufweisen.

Magdalena Isbrandt sieht das freilich anders. Für sie ist Bitcoin eine seriöse Alternative zu herkömmlichen Währungen. Zumindest bis März will sie in ihrem Geschäft so viele Menschen wie möglich davon überzeugen. Dann wird entschieden, wie es mit dem zunächst als Testballon konzipierten House of Nakamoto weitergehen wird. (Philipp Bauer, 4.2.2017)