Darf auch nicht in die USA: Mourad Laachraoui

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Washington/Wien – Meisam Rafiei saß bereits im Flugzeug Richtung USA, als das von Präsident Donald Trump erlassene und heftig kritisierte Einreiseverbot Wirkung zeigte. Der isländische Taekwondo-Kämpfer war eigentlich auf dem Weg zu den US Open in Las Vegas, ehe er vor dem Start die Maschine auf dem Flughafen Keflavik verlassen musste. Der Grund: Der 30-Jährige ist im Iran geboren.

Das umstrittene Dekret beschäftigt seit seiner Veröffentlichung die Sportwelt. Durch Rafiei, einst Junioren-Weltmeister und derzeit Nummer 59 der Weltrangliste, war der erste Fall eines Sportlers bekannt geworden, dem die Einreise in die USA verweigert worden war. Auch dass der US-Verband inzwischen in Zusammenarbeit mit dem olympischen Komitee der USA (USOC) und den zuständigen staatlichen Stellen eine Lösung erzielen konnte, die Rafiei die Einreise doch noch ermöglicht, ändert nichts am Prinzipiellen.

Lösungen

"Ich war sehr verärgert, dass ich vor den Augen aller Passagiere das Flugzeug verlassen musste. Die Menschen haben wahrscheinlich gedacht, dass ich etwas Schlimmes gemacht habe. Aber ich wollte einfach an einem Sportwettbewerb teilnehmen", sagte Rafiei der größten isländischen Tageszeitung Morgunbladid. Der US-Verband hatte die Darstellung Rafieis bestätigt und versicherte, gemeinsam mit den staatlichen Stellen an einer Lösung zu arbeiten.

Ähnliches hatte auch das US-Olympiakomitee in einer Stellungnahme erklärt. Demnach habe die neue Regierung versichert, Athleten und Funktionären "beschleunigten Zugang" bei der Einreise zu nationalen und internationalen Wettbewerben zu gewährleisten. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) lobte den USOC-Vorstoß und vertraut darauf, dass internationale Wettkämpfe weiterhin "in Übereinstimmung mit den Werten von Freundschaft, Höchstleistung und Respekt" stattfinden. "Wir erkennen die schwierige Aufgabe an, für unser Land Sicherheit zu bieten. Es ist unsere aufrichtige Hoffnung, dass die Verfügung des Präsidenten angemessen die Werte anerkennt, auf denen unsere Nation und die olympische Bewegung gegründet wurden", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des USOC-Präsidenten Larry Probst und des Vorstandsvorsitzenden Scott Blackmun.

Belgier dürfen nicht

Für das belgische Taekwondo-Team – es wollte ebenfalls nach Las Vegas – galt das nicht, die Einreise wurde verweigert. Zum Aufgebot gehörte auch Europameister Mourad Laachraoui, der Bruder von einem der Selbstmordattentäter der Brüsseler Anschläge vom vergangenen Jahr. "Die Athleten haben von ihrer Zurückweisung am Flughafen erfahren", sagte der Sportminister der Föderation Wallonie-Brüssel, Rachid Madrane. Alle Sportler waren im Besitz der Einreisegenehmigung ESTA.

NBA-Star Kyle Lowry kritisierte das Verbot. "Das ist Bullshit. Absoluter Bullshit. Unser Land steht für Freiheit", sagte der Point Guard von den Toronto Raptors, der mit dem Team USA in Rio Basketball-Olympiasieger geworden war. Als der in Philadelphia geborene Lowry von Reportern gefragt wurde, ob er seine Meinung nicht noch einmal etwas weniger anstößig formulieren wolle, antwortete der 30-Jährige knapp: "Nein." Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bezeichnete das Dekret als "inakzeptabel". Das IOC hatte lapidar erklärt, die Politik souveräner Staaten nicht zu kommentieren.

Womöglich dokumentieren die IOC-Mitglieder erst im September ihre Meinung. Dann wird der Ausrichter der Spiele 2024 gewählt. Ein Bewerber: Los Angeles. "Wer 2024 das größte Sportfest ausrichten möchte, erweist diesem Vorhaben damit einen Bärendienst. Wir hoffen auch deshalb noch auf ein Umdenken", sagte Hörmann. Sicher ist das allerdings nicht. Peking erhielt trotz massiver Menschenrechtsverstöße die Sommerspiele 2008 und die Winterspiele 2022. Und auf Konkurrent Paris könnte sich der "Trump-Effekt" im Mai auswirken, dann wählt Frankreich den neuen Präsidenten. Eine Kandidatin ist Marine Le Pen, die Vorsitzende des rechtsextremen Front National.

Und dann gibt es noch die Fußball-WM 2026. Die USA werden als logischer Ausrichter gehandelt. Es existieren Pläne, die Endrunde gemeinsam mit Kanada und Mexiko auszutragen. Das ist insofern skurril, als Trump eine Mauer zu Mexiko errichten lässt. Bliebe Kanada als Partner übrig, es sei denn, Trump baut Türen und Tunnels in/unter die Wand ein. Wobei der Fußballweltverband Fifa unerschütterlich ist, die Endrunden 2018 und 2022 finden in Russland und Katar statt. (sid, red, 2.2.2017)