Das Auto bestimmt unser Mobilitätsverhalten in hohem Maß. Obwohl die Nachteile auf der Hand liegen: Sie reichen von der Umweltverschmutzung bis zu den Verkehrstoten, vom Flächenverbrauch (pro Person vier Mal so viel, wie fürs Wohnen) bis zur sozialen Exklusion – Ältere, Minderjährige, wirtschaftlich Schwächere sind mangels öffentlicher Verkehrsmittel in ihrer Mobilität eingeschränkt oder vom Mitfahren abhängig.

Der Berliner Biophysiker, Verkehrswissenschafter und Mobilitätsexperte der Partei Die Linke im Deutschen Bundestag Bernhard Knierim nähert sich gleich von mehreren Seiten dem Thema Auto beziehungsweise dem Thema Autoverzicht. Auf der politischen Ebene thematisiert er die Subventionen für den Autoverkehr genauso wie die völlig verfehlte Raumordnungspolitik der langen Wege oder auch ganz grundsätzlich das Wachstumsparadigma.

Knieriem weiß aber auch um die individuellen Seiten der Einstellung zur Mobilität: Wie man mobilitätspolitisch denke, hänge in hohem Maß davon ab, mit welchem Verkehrsmittel man selbst unterwegs sei. Und Knieriem weiß, dass der individuelle Autoverzicht oft nicht ganz leicht fällt. Aus realen Gründen ebenso wie aus irrationalen. Manchmal kann man sich eben nicht vorstellen, wie es ohne Auto gehen soll. Deshalb widmet er auch einen großen Teil praktischen Fragen: Einkaufen, Urlaub oder Geschäftsreisen ohne Auto? Wie geht das?

Natürlich hat Bernhard Knierim ein Buch gegen die Autokultur und für eine Verkehrswende geschrieben. Das Wertvolle an seinem Zugang ist, die individuellen Vorteile des Autos durchaus zu akzeptieren. Diesen stellt er die kollektiven Nachteile gegenüber – alles ohne moralischen Zeigefinger, sondern nur mit dem Hinweis, dass man vielfach auch ohne Auto "ein ziemlich bequemes – und in mancher Hinsicht vielleicht komfortableres – Leben führen kann." (Thomas Neuhold, 3.2.2017)