Anna Veith verspürt keinen echten Medaillendruck.

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Die 44. alpine Ski-WM begann mit einem sportlichen Ruhetag, die Neuschneemassen konnten nicht rechtzeitig aus den Pisten geschafft werden.

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Der einsame Helfer akzeptierte die Macht und die Überlegenheit der Natur in St. Moritz.

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St. Moritz – Die Ski-WM hat nicht gerade spektakulär begonnen, die für Montag geplant gewesenen Abfahrtstrainings der Damen und Herren mussten abgesagt werden. Den Neuschnee hätten die vielen und fleißigen Helferlein zwar noch aus den Pisten gebracht, allerdings setzte dann heftiger Wind ein. An eine halbwegs vernünftige Kurspräparierung war maximal zu denken.

"Die Absage war total richtig", sagte ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. "Das Wetter hat nicht mitgespielt." Letztendlich ging es dann auch um die Pistenschonung, denn nach Meinung einiger Athleten wären die Strecken nach einem Zeitlauf zerstört gewesen. "Das kann ich nur bestätigen, wenn wir heute gefahren wären, wäre die Piste wahrscheinlich kaputt gewesen. Jetzt muss die Fis arbeiten, den Schnee rausräumen und an einigen Stellen sicher noch mit Wasser arbeiten, dann kann man am Dienstag ein gutes Training fahren", sagte Puelacher. Montagabend wurde die Veranstaltung dann feierlich eröffnet. Am Dienstag fällt die erste Entscheidung, der Super-G der Damen soll und wird wohl um 12 Uhr (im Liveticker auf derStandard.at) starten, die Wetterprognose ist relativ erfreulich.

Veiths erster Sieg

Zwei Jahre nach Doppelgold in Vail geht Anna Veith in St. Moritz als zweifache Titelverteidigerin, aber als Außenseiterin ins Rennen. Acht Monate nach ihrem US-Triumph hatte sich die Salzburgerin so schwer am Knie verletzt, dass sie erst kürzlich zurückgekehrt ist. Medaillen in der Schweiz wären deshalb für sie eine "Sensation". Für ÖSV-Sportdirektor Hans Pum ist Veith dennoch schon eine Gewinnerin. "Dass sie überhaupt hier starten und ihren Titel verteidigen kann, ist ihr erster Sieg."

Veith nimmt die Rolle der Außenseiterin, die keinen echten Medaillendruck verspürt, mangels Alternative gerne an. "Es ist natürlich eine etwas andere Situation. Aber auch vor Beaver Creek habe ich nicht gedacht, dass ich dort drei Medaillen mache", sagte die 27-Jährige. "Wir reden also auch diesmal eigentlich viel über heiße Luft", sagte Veith. "Ich bin vor allem froh, dass es endlich losgeht und wir zeigen können, worum es geht." Wir, das sind auch die Teamkolleginnen Christine Scheyer, Nicole Schmidhofer, Tamara Tippler und Stephanie Venier.

Veith macht kein Geheimnis daraus, dass sie die Trainingsbelastungen nach wie vor nur bedingt wegstecken kann. Manchmal seien die Schmerzen in der Nacht so groß, "dass ich mich beim Aufwachen fühle, als ob ein Lastwagen über mich drübergefahren wäre".

Dementsprechend lange brauche sie dann, um in die Gänge zu kommen. Oft fällt deshalb auch der "Einkehrschwung" zwischen Besichtigung und Rennen aus, weil sie Extrafahrten braucht, um ihren Körper in Betriebszustand zu bringen. Selbst ihre Renntaktik oder die Rennkurven muss sie bisweilen anders anlegen als früher. Bedingungsloses Attackieren fordere eben seinen Preis.

Vieles ist also anders als noch vor zwei beziehungsweise drei Jahren, als sie als Anna Fenninger in Colorado zusammen mit der kürzlich zurückgetretenen Slowenin Tina Maze zum WM-Star avanciert war und bei Olympia in Sotschi ebenfalls Gold im Super-G geholt hatte. Auf die Frage, ob eine Medaille in St. Moritz eine "Sensation" sei, nickte sie. "Jede Medaille wäre für mich mehr, als erwartet." Darüber zu spekulieren oder wie Lindsey Vonn das Motto "Siegen oder Fliegen" auszugeben, sei aber nicht ihr Ding. "Wenn man sich über so etwas Gedanken macht, wird's mit beidem schwierig." Und überhaupt: "Zu viel Nachdenken blockiert. Alles, was ich beeinflussen kann, ist mein Lauf. Alles andere passiert und man verschwendet nur Energie." (APA, red, 6.2.2017)