Wien – Millionen Frauen sind von weiblicher Genitalverstümmelung und den gesundheitlichen Folgen betroffen. "Dieser Eingriff ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Tradition wird dabei als Rechtfertigung für massive Gewalteingriffe hergenommen – das ist nicht tolerierbar", sagt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung.

In Österreich müsse Bewusstsein geschaffen werden, denn auch hierzulande seien tausende Frauen und Mädchen betroffen oder potenziell gefährdet. Oft werde die Verstümmelung bei Urlaubsreisen in die Herkunftsländer vorgenommen, um das Verbot in Österreich zu umgehen. "Die Täter und Eltern machen sich aber auch strafbar, wenn die Verstümmelung im Ausland vorgenommen wird", stellt Oberhauser klar.

Patriarchale Gewalt an Mädchen und Frauen

Die Frauensprecherin der Grünen Wien, Barbara Huemer, warnt vor dieser gefährlichen Praxis: "Weibliche Genitalverstümmelung ist ein brutales Zeichen patriarchaler Gewalt an Mädchen und Frauen. Weder Religion, Tradition oder Kultur legitimeren dieses grausame Ritual. Lokal wie global müssen wir alles daran setzen, um diese schwere Menschenrechtsverletzung zu stoppen."

Neos-Frauensprecherin Claudia Gamon macht ebenso auf den Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung aufmerksam: "Eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen solch gewaltsame Rituale stellen – neben strafrechtlichen Maßnahmen – Bildung und Aufklärung dar. Nur so können wir diese Praktiken, die meist mit sozialem Zwang einhergehen, dauerhaft bekämpfen und abschaffen."

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF geht davon aus, dass weltweit 200 Millionen Frauen und Mädchen, besonders aus afrikanischen und arabischen Staaten, betroffen sind. Laut Schätzungen sind in Wien 2.000 Frauen betroffen. Das Strafausmaß für weibliche Genitalverstümmelung beträgt in Österreich bis zu zehn Jahren, auch die Durchführung im Ausland ist davon erfasst. (APA, 6.2.2017)