Berlin – In Deutschland leben schätzungsweise rund 47.300 Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Das geht aus der ersten Studie zur nationalen Verbreitung dieses Phänomens hervor, die das deutsche Familienministerium anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung vorgestellt hat. Ihre Zahl stieg im Zuge der Aufnahme von Flüchtlingen seit Ende 2014 um etwa ein Drittel, wie aus der Untersuchung hervorgeht.

Laut der Studie sind in Deutschland zwischen 1.558 und 5.684 Töchter von MigrantInnen von Genitalverstümmelung bedroht. Nach deutschem Recht ist der Eingriff auch dann strafbar, wenn er im Ausland vorgenommen wird. Verbreitet ist die Praxis etwa in Ägypten, Eritrea, Somalia, Äthiopien, Mali und dem Irak. Dabei wird die Klitoris ganz oder teilweise amputiert. In einigen Ländern werden auch die Schamlippen abgetrennt.

Regierungen weltweit gefordert

"Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, an der die meisten Frauen ein Leben lang leiden", sagte die Bundesgeschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes, Christa Stolle, bei der Vorstellung der Studie mit dem deutschen Familienministerium. "Wir fordern, dass alle Regierungen weltweit diesen Eingriff in die Unversehrtheit von Mädchen und Frauen gesetzlich verbieten und aktiv bekämpfen."

Um zu verhindern, dass Eltern ihre Töchter im Heimatland einer "Ferienbeschneidung" unterziehen, hatte die deutsche Regierung im Dezember 2016 eine Änderung des Passgesetzes beschlossen. Künftig kann Menschen, die für eine Genitalverstümmelung mit einem Mädchen oder einer Frau ins Ausland reisen wollen, der Pass entzogen werden. (APA/dpa, 6.2.2017)