FQF

Die Fondation Qualité Fleurier (FQF) ist ein Gemeinschaftsprojekt der vor Ort ansässigen Uhrenhersteller Chopard, Parmigiani, Bovet und Vaucher, deren – durch diverse öffentliche Stellen legitimiertes – Gütesiegel noch deutlich strengere Maßstäbe ansetzt, als der COSC das tut. Deren Chronometerstatus ist Voraussetzung. Die Tests selbst – denen nicht weniger als fünf Prozent der Produktion unterzogen werden – betreffen die Kriterien Langlebigkeit (unter schwierigen simulierten Bedingungen wie Erschütterungen, Kälte, Hitze usw.), Ganggenauigkeit unter Alltagsbedingungen und tadellose Ausführung. Mit dem FQF-Gütesiegel soll zugleich auch der Manufakturstandort Fleurier noch stärker ins Bewusstsein der interessierten Öffentlichkeit gerückt werden. Wieder, muss man sagen, denn das Städtchen im Val-de-Travers war bereits im 19. Jahrhundert ein Uhrenzentrum. Im Jahr 1996 starteten die Chopard Manufacture Fleurier und Parmigiani Fleurier annähernd gleichzeitig mit der Produktion, in der Zwischenzeit kamen noch Vaucher (ebenfalls zu Parmigiani gehörig) und Bovet dazu.

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Grünes Siegel

Rolex, der bei weitem größte Kunde des COSC, geht auf Nummer sicher und hat sich zusätzliche Tests selbst auferlegt, die nach dem Einschalen erfolgen und die chronometrische Präzision und Wasserdichtheit, den automatischen Selbstaufzug und die Gangreserve betreffen. Nach bestandenen Tests stellt sich Rolex das Qualitätsprädikat des grünen Siegels selbst aus.

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Kalibrierschein des LMET

Das deutsche Pendant zum schweizerischen COSC nennt sich Landesamt für Mess- und Eichwesen Thüringen (LMET) und befindet sich in Glashütte, im Herzland der deutschen Uhrenindustrie. Die Initiative ist vom Juwelier und Uhrenhändler Wempe ausgegangen, der vor Ort auch eigene Uhren produziert und für Personal und Ausrüstung der Prüfstelle aufkommt. Im Unterschied zum COSC werden hier nicht Werke, sondern fertige Uhren getestet – eine Herangehensweise, die auch Patek Philippe mit seinem gleichnamigen Gütesiegel gewählt hat.

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COSC

Die hoch anerkannte und vielbeschäftigte Schweizer Chronometerkontrolle (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) mit Sitz in La Chaux-de-Fonds sowie drei Außenstellen führt Präzisionsprüfungen durch und stellt Chronometerzertifikate für Uhrwerke aus. Diese müssen komplett aus Schweizer Produktion stammen. Zulässige Präzisionstoleranzen sind -4 bis +6 Sekunden pro Tag (Kaliber von 20 mm Durchmesser und mehr) bzw. -5 bis +8 Sekunden (unter 20 mm Durchmesser). Getestet wird 15 Tage lang bei drei verschiedenen Temperaturen und in fünf verschiedenen Lagen (denn die Genauigkeit wird auch von der Schwerkraft beeinflusst). Die Prüfung des COSC beschränkt sich auf das bloße Werk im nicht eingeschalteten Zustand – d. h., die Uhr selbst wird nicht geprüft.

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Poinçon Patek Philippe

Viele Jahrzehnte lang waren es zumindest zwei Merkmale, an denen eine mechanische Patek Philippe sofort erkennbar war: das Calatrava-Kreuz auf der Krone und das Poinçon de Genève – Genfer Siegel – auf der Platine bzw. Brücke des Werks. Der Primus der feinen Uhrmacherei war der einzige Hersteller, der sämtliche seiner Werke – und nicht nur dieses und jenes, wie das bei anderen der Fall war – mit dem altehrwürdigen Gütesiegel kennzeichnen ließ. Doch bei Patek dürfte nach und nach der Eindruck entstanden zu sein, dass ein zu großer Kreis an Trägern des Poinçons – auch für Erzeugnisse, die in wesentlich niedrigeren Preisregionen angesiedelt sind – den Exklusivstatus allzu sehr verwässere.

Daher verzichtete das Unternehmen ab 2009 darauf und gab sich stattdessen ein neues, hauseigenes Siegel, das weitaus strengere Qualitätsmaßstäbe anlegt: Das Poinçon Patek Philippe nimmt nämlich – im Unterschied zum Poinçon de Genève, das nur das Werk berücksichtigt – die gesamte Uhr in den Blick, also zusätzlich auch Bestandteile wie Gehäuse, Zifferblatt, Zeiger, Drücker, Armbandstege usw. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Ganggenauigkeit gelegt – ein Kriterium, welches das Genfer Siegel komplett außen vor lässt.

Zudem wird jede einzelne Uhr geprüft – beim Genfer Siegel jeweils nur ein Werk exemplarisch. Die Präzisionsnormen sind enger gefasst als bei der Chronometerprüfung des COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres, das Schweizer Chronometer-Prüfamt). Es wird sowohl das Werk allein geprüft als auch im eingeschalten Zustand. Weiters enthält das Poinçon Patek Philippe eine Garantie auf Service, Wartung und Restauration sämtlicher Uhren, die seit der Firmengründung im Jahr 1839 hergestellt worden sind. Es gilt damit so nebenbei auch rückwirkend.

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Metas-Zertifizierung

Die Master-Chronometer-Modelle von Omega durchlaufen, nach erfolgter Zertifizierung der Werke durch den COSC, eine weitere Testreihe, die diesmal vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) ausgerichtet wird. Dabei werden die bereits eingeschalteten Uhren auf alltägliche Tragebedingungen, Wasserdichtheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Magnetfeldern bis hin zu 15.000 Gauß überprüft. Die erfolgreich durchlaufene Testreihe wird durch das Master Chronometer Certificate bestätigt.

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1000 Hours Control

Die "Grande Maison" Jaeger-LeCoultre war die erste Uhrenmanufaktur im Schweizer Vallée de Joux und hat seit ihren Anfängen im Jahr 1833 (damals noch als LeCoultre) eine branchenweit einzigartige Anzahl an Werken entwickelt. Bereits 1992 führte sie ein eigenes Gütesiegel für sämtliche hausinternen Uhren ein. Die "1.000 Hours Control" ist ein 1.000 Stunden dauernder Test, bei dem die Kriterien Wasserdichtheit, Stoßsicherheit und einwandfreie Funktion unter realen Bedingungen und Ganggenauigkeit im Vordergrund stehen.

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Genfer Siegel

Das vom Prüfbüro Bureau Officiel de l'Etat pour le contrôle facultatif des montres de Genève (etwa: Staatliches Prüfamt für Genfer Uhren auf freiwilliger Basis) verliehene Gütesiegel wurde 1886 als Gegenmaßnahme der hier ansässigen Hersteller eingeführt, die mit Plagiaten und Fälschungen von anderswo konfrontiert waren. Genf war schon damals ein Weltzentrum der Uhrenindustrie, das Nachahmer und Trittbrettfahrer anlockte. Das Poinçon de Genève, wie es meist genannt wird, machte dem ein Ende: Nur solche Uhren konnten es erhalten, deren Werk im Kanton zusammengesetzt und feinreguliert wurde.

Und das ist bis heute so. Das Reglement hat sich in der Zwischenzeit ein wenig geändert, nichtsdestotrotz ist das Genfer Siegel eines der ältesten Qualitäts- und Herkunftsprädikate der Welt. Zwölf technische und ästhetische Kriterien müssen erfüllt sein, ehe das Kaliber vom Prüfbüro genehmigt wird: Konstruktionsmerkmale (wie zum Beispiel Rubinlager, keine Verwendung von Drahtfedern ...), Oberflächenschliff und -politur, Qualität der Werksbestandteile usw.

Das Genfer Siegel, das sich vom Stadtwappen herleitet und einen Adler (Reich) und einen Schlüssel (des Bischofs) darstellt, ist der Platine bzw. Brücke des Werks einpunziert und üblicherweise über einen Sichtboden auf der Rückseite einsehbar. Es ist eine traditionelle, renommierte Qualitätsauszeichnung, und eine stattliche Anzahl an Uhrenmarken bzw. -manufakturen rechnet es sich zur Ehre an, einige ihrer Erzeugnisse damit auszustatten, so etwa Vacheron Constantin, Rolex, Baume & Mercier, Roger Dubuis, Chopard und Cartier.

Etliche dieser Hersteller sind seit vielen Jahrzehnten mit dem Genfer Siegel vertraut – so etwa Vacheron Constantin seit 1909 -, andere naturgemäß weniger lang: Roger Dubuis etwa wurde erst 1980 gegründet. Und Cartier hat die Genfer Punze für ein vor Ort entwickeltes Kaliber erst 2009 erhalten: Es stammte nämlich von der Genfer Niederlassung und nicht von der Produktionsstätte in La Chaux-de-Fonds. (Harald Sager, RONDO Exklusiv, 10.7.2017)


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