Brüssel/Ankara – Die belgische Justiz hat eine weitere Panne bei der Terrorabwehr eingeräumt: Ein belgisch-syrischer Jihadist, der vergangenes Jahr wegen Terror-Rekrutierung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde, sei vor Haftantritt entkommen und kürzlich in der Türkei gefasst worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Brüssel zu AFP.

Er bestätigte damit einen Bericht der Zeitung "La Derniere Heure". Der 26-jährige Khaled K. habe sich offenbar nach Syrien absetzen wollen, sagte der Sprecher weiter. Belgien habe inzwischen bei der Türkei seine Auslieferung beantragt. K. war den Angaben zufolge ein Freund des Selbstmordattentäters Najim Laachraoui, der für den blutigen Anschlag auf den Brüsseler Flughafen vor einem Jahr verantwortlich war.

Fester Wohnsitz als Garantie

K. war im Mai 2016 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Nach dem Urteil war er vorübergehend wieder auf freien Fuß gesetzt worden, wobei ihm die Flucht gelang, wie der Justizsprecher sagte. Die Staatsanwaltschaft habe damals auf seine sofortige Inhaftierung gedrungen, sagte er weiter. Das Gericht habe dies aber nicht für nötig befunden, weil K. einen festen Wohnsitz in Belgien gehabt habe.

Nach den Brüsseler Anschlägen war eine Reihe von Ermittlungspannen bekannt geworden, die den belgischen Behörden heftige Kritik einbrachten. So hatte beispielsweise die Türkei den Behörden in Belgien vorgeworfen, ihre Warnungen vor dem als Gefährder eingestuften Ibrahim El Bakraoui ignoriert zu haben; Bakraoui war dann im März 2016 neben Laachraoui der zweite Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen.

Bei dem Anschlag am Flughafen hatten Laachraoui und Bakraoui mit zwei Bomben 16 Menschen getötet, darunter vier US-Bürger. Ein dritter Attentäter, Mohamed Abrini, war geflohen, ohne seine Bombe zu zünden. (APA, 8.2.2017)