Den Sommer des Jahres 1982 verbrachte ich zum Teil in einem katholischen Jugendlager. Dort haben einige Burschen immer dieses Lied gesummt. Ich kannte es nicht, kam aber schnell drauf, dass es "Der Kommissar" von Falco war. Die Musik hat mich total ergriffen und nicht mehr losgelassen.

Zu Weihnachten im selben Jahr wünschte ich mir von meiner Mutter entweder die Kassette "La Montanara" von Kurti Elsasser oder "Einzelhaft" von Falco. Meine Mutter hat also die Weichen dafür gestellt, dass ich ein solcher Falco-Fan wurde, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Überhaupt hat sie ob meiner Passion so manche Entbehrung erfahren. Die Kassette hab ich drei Jahre lang jeden Tag gehört. Klar ist das grenzwertig, aber ich war voll im Falco-Fieber. Dann ging das Sammeln los. Es gab noch kein Internet, also konzentrierte ich mich auf Zeitungsausschnitte, Kassetten und Vinylplatten, obwohl ich mir damals gar keinen Plattenspieler leisten konnte.

Kann gut sein, dass Harald Andrä die vielleicht größte Falco-Sammlung der Welt besitzt. Angefangen hat alles in einem katholischen Jugendlager vor mehr als 30 Jahren.
Foto: Nathan Murrell

Die Berichte stammen aus dem "Rennbahn-Express", "Bravo", "Pop Rocky" – was man halt so kriegen konnte. Mittlerweile sind es 15 Ordner, dazu kommen über 1000 Tonträger. Allein von "Rock me Amadeus" existieren 95 Pressungen aus aller Welt, sogar von den Philippinen. Hinzu kommen Biografien, Sekundärliteratur, DVDs, VHS-Kassetten, Poster, 48 Konzertkarten und sogar Goldene Schallplatten von Falco. Vier Ordner voll mit Chartbüchern gibt's auch noch. Darin sind sogar die Charts in Israel oder Australien berücksichtigt.

Einige Objekte habe ich im vergangenen Jahr bei der Falco-Ausstellung im Wiener Mozarthaus gezeigt. Es ging in der Schau darum, den 30. Jahrestag zu feiern, an dem "Rock me Amadeus" die Nummer eins in den US-Charts wurde. Was Mozart zu dem Hit sagen würde? Wahrscheinlich hätte er versucht, einen noch besseren zu schreiben. Als Konter sozusagen.

Persönlich kennengelernt habe ich Falco leider nie. Aber ich habe als Steirer zwei seiner Konzerte in Graz besucht. Leider hat es damals so gut wie keine Merchandisingartikel gegeben.

Friedhofsbesuche

Ich werde oft gefragt, ob ich der größte Falco-Sammler bin. Was soll ich darauf sagen, außer dass ich ein sehr großer Fan und Sammler bin. Ich würde aber unterschreiben, dass ich bis auf die Videogeschichten international von allen Sammelbereichen am meisten besitze.

Als Falco starb, war ich gerade beim Bundesheer. Ich habe die Nachricht während des Frühdienstes aus dem Radio erfahren. Natürlich war ich tief betroffen, bestürzt. Ich stellte den Antrag, fürs Begräbnis freizubekommen, was mir auch gestattet wurde. Und da stand ich dann als einer unter Tausenden. Mittlerweile besuche ich ihn auf dem Friedhof meist zu Allerheiligen, wenn es passt, auch an seinem Sterbetag und seinem Geburtstag. Sein 60er am 19. Februar steht ja kurz bevor. Nein, ich bringe ihm nichts mit. Ich bin eher stiller Besucher, halte Andacht.

Zu der Zeit, als Falco starb, also 1998, startete das Internet so richtig durch, wodurch ich meine Sammlung natürlich stark ausbauen konnte. Das öffnete ganz neue Türen. Freilich bleibt immer noch Luft nach oben. Was gibt es zum Beispiel in Indien über Falco? Oder in Kenia?

Wie viel Geld ich in die Sammlung gesteckt habe, möchte ich lieber nicht erzählen. Dafür kann ich sagen, wie viel Zeit ich mich pro Tag mit Falco beschäftige: eine Stunde mindestens. Ich denke, Sammler sind Menschen, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit eine gewisse innere Ruhe finden. Ach ja, und noch etwas: Mein absoluter Lieblingssong von Falco ist "No Answer (Hallo Deutschland)" vom Album "Junge Römer"." (Michael Hausenblas, RONDO, 10.2.2017)

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