IBU-Generalsekretärin Nicole Resch und Vincent Kriegs-Au, Pressesprecher des Bundeskriminalamts.

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Die siegreiche deutsche Staffel: Vanessa Hinz, Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Simon Schempp

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Hochfilzen – Hektisches Treiben. Das Pressezentrum direkt im Biahtlon-Stadion von Hochfilzen war rappelvoll, TV-Teams rauften regelrecht um die besten Bilder. Die WM hatte sportlich noch gar nicht begonnen, aber bereits einen Dopingskandal in Aussicht. Noch vor dem Auftakt mit der Mixed Staffel vermeldete das österreichische Bundeskriminalamt, dass bereits am Mittwoch wegen Dopingverdachts eine Hausdurchsuchung im Teamquartier der kasachischen Nationalmannschaft in Waidring durchgeführt worden war. Dabei seien zahlreiche Einwegspritzen, Ampullen, Medikamente und Mobiltelefone sichergestellt worden. Anschließend waren bei allen kasachischen Athleten in Abstimmung mit dem Biathlonweltverband (IBU) von der Nationalen Anti-Doping-Agentur Austria (NADA) Urin- und Blutkontrollen durchgeführt worden.

Der Razzia mit 30 Beamten waren Ermittlungen nach dem Fund verdächtiger Gegenstände vorausgegangen. Im Jänner hatte eine Privatperson bei einer Tankstelle in Osttirol beobachtet, wie die Insassen von mehreren Kleinbussen bei einer Tankstelle einen größeren Karton entsorgten. Darin fanden sich Spritzen, Abfallprodukte und Akkreditierungen kasachischer Biathleten von Weltcupveranstaltungen.

Klare Hinweise

"Es war auch eine Anleitung dabei, wie man sich was spritzt. Die Athleten sind ja keine Ärzte. Besser hätten uns die Funde nicht in die Hände spielen können", sagte Vincent Kriegs-Au, Pressesprecher des Bundeskriminalamts, zum STANDARD. Gesichtet wurden die Funde anschließend von der NADA, die nach Begutachtung das Referat für Wettbetrug, Doping und Arzneikriminalität im BK informierte. Ein früherer Zugriff erfolgte laut Kriegs-Au aus "kriminaltechnischen" Gründen nicht, weil "wir warten wollten, bis das komplette kasachische Team beisammen ist."

Ermittelt wird wegen Verstößen gegen das Anti-Doping-Bundesgesetz und wegen Sportbetrugs.

Ungeachtet der Funde darf das gesamte kasachische Team vorerst an den WM-Bewerben teilnehmen. "Derzeit gebe es nur einen Verdacht, deshalb könne man keine Disziplinarmaßnahmen setzen", erklärte Nicole Resch, die Generalsekretärin der IBU, die derzeit ohnehin vollauf mit der Aufklärung von mutmaßlichen Dopingvergehen mehrerer russischer Biathleten beschäftigt ist.

Ohne Chance

Für Österreich verlief der WM-Start enttäuschend. Das Team mit Lisa Theresa Hauser, Fabienne Hartweger, Simon Eder und Dominik Landertinger lief vor 10.700 Zuschauern in der Mixed Staffel (zweimal sechs und zweimal 7,5 Kilometer) nur auf Rang neun. Nach einer Strafrunde von WM-Debütantin Hartweger fehlten 1:20,2 Minuten auf die Goldmedaillengewinner aus Deutschland. Das Quartett das DSV gewann 2,2 Sekunden vor Titelverteidiger Frankreich mit Superstar Martin Fourcade und 3,2 vor Russland.

"Bei der Dichte kannst du dir keine Strafrunde leisten. Ich bin aber persönlich zufrieden, Laufzeit und Form passen", sagte Dominik Landertinger, der fehlerfrei geschossen hatte. Cheftrainer Reinhard Gösweiner verteidigte die Aufstellung Hartwegers: "Einen Rennverlauf kann man nie voraussehen, wir müssen noch ein bisserl zulegen." Die kasachische Staffel belegte Platz elf. Der Dopingschatten schwebt also weiter über der WM. Der Generalsekretär des kasachischen Verbandes, Manas Ussenow, gab sich überrascht von der Aktion der österreichischen Behörden. Im Zimmer des Teamarztes seien Medikamente gefunden worden, für die es nach dessen Angaben eine genaue Dokumentation gebe. "Wir sind nicht beunruhigt."

IBU-Generalsekretärin Resch sagte, dass am Zeitpunkt der Hausdurchsuchung unmittelbar vor der WM und der Bekanntgabe am ersten Renntag nichts aussetzen sei. "Ein Tag mit einer Dopingrazzia ist aber nie ein guter Tag."

Auch Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) meldete sich zu Wort: "Die Polizei wird alles daran setzen, die strafrechtliche Verantwortlichkeit zu klären." Ergebnisse der Dopingtests soll es in den nächsten Tagen geben. Die WM wird heute mit dem Sprint der Damen (14.45 Uhr) fortgesetzt. Lisa Hausers über ihr Ziel: "In die Top Ten kommen." (Florian Vetter aus Hochfilzen, 9.2.2017)