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Buddhistische Mönche und eine Gruppe von Bürgern demonstrierten im Hafen von Rangun gegen Hilfslieferungen für Rohingya.

Foto: Reuters / Soe Zeya Tun

Rangun – Die Taten waren bekannt, doch das Ausmaß ist neu: Nicht mehrere hundert, sondern mehr als tausend, möglicherweise tausende Mitglieder der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar (Burma) sollen bei einer Offensive der Armee getötet worden sein. Das berichtet die Agentur Reuters unter Berufung auf Mitarbeiter mehrerer UN-Organisationen, die sich im benachbarten Bangladesch um die rund 70.000 Rohingya-Flüchtlinge kümmern. Die Mitarbeiter hätten dies unabhängig voneinander gesagt.

Die Regierung Myanmars wies die Angaben scharf zurück. Man habe "nicht wesentlich mehr als hundert" Opfer gezählt, sagte Präsidentensprecher Zaw Htay. Die Regierung sicherte eine Überprüfung zu. Das Kabinett, das de facto von der Bürgerrechtsikone Aung San Suu Kyi geführt wird, war wegen der Behandlung der Rohingya schon bisher in der Kritik gestanden, zuletzt, als im Dezember Vorwürfe von Erschießungen und Vergewaltigungen bekannt wurden. Suu Kyi befindet sich in einer schwierigen Situation: Zwar hat sie die Wahlen Ende 2015 klar gewonnen, allerdings hat sie keine Kontrolle über die Armee, die qua Verfassung auch die Regierung zu Sturz bringen kann.

Demo gegen Hilfslieferung

Zudem ist die öffentliche Meinung der burmesisch-buddhistischen Mehrheit stark gegen die Rohingya gerichtet. Radikale buddhistische Mönche haben diese Grundhaltung zuletzt noch verschärft. Sie sehen die Identität Burmas durch die 1,1 Millionen Rohingya gefährdet, die allerdings schon bisher keine Bürgerrechte genießen. Gegen eine Hilfslieferung aus Malaysia gingen am Donnerstag Demonstranten auf die Straße. Die Armee wirft den Rohingya Terrorismus vor. Tatsächlich gehört laut unabhängigen Schätzungen nur eine Minderheit radikalislamischen Gruppen an – jedenfalls bisher. (mesc, 8.2.2017)