Mallorca – Stapelt man die bisher über 33 Millionen gebauten Golf übereinander, ergibt sich ein Turm von 48.000 Kilometern Höhe. Das wäre ein Achtel der Distanz zum Mond – den die Wolfsburger Autobauer, rechnet man linear weiter, dann in gut 340 Jahren erreichen würden. Aber wer weiß, ob die Welt angesichts der Lage der Dinge dann noch steht.

Foto: Volkswagen

Der Golf jedenfalls ist alles andere als ein Hochstapler, sondern quasi ein Urmeter in der alten Welt: Viel mehr Auto braucht der Mensch in Wahrheit nicht, viel weniger will er nicht. Dieses Urmeter liegt nicht in Paris, sondern in Wolfsburg, und alles, was sich um Europas mit Abstand meistgebautes Auto tut, verdient natürlich gesteigerte Aufmerksamkeit.

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Jetzt ist es wieder so weit. Für Generation 7 war die Halbzeit-Modellpflege fällig. "Update" nennen die Niedersachsen das neuerdings auf Inselsächsisch. Dabei haben die Ingenieure ein beeindruckendes Paket neuer technischer Inhalte in den Golf gepackt – so viele, dass man sich mitunter frägt, ob man das alles wirklich braucht, wann man das alles bedienen soll.

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Zum Beispiel dies: Machen Sie eine typische Handbewegung. Ältere Herrschaften werden assoziieren: Aha, Was bin ich?, Robert Lembkes "heiteres Beruferaten". Falsch. Hier ist vielmehr die junge, heranwachsende Generation adressiert, die mit dem fröhlichen Gewische der Smartphonewelt und mit Facebook von der Wiege an vertraut ist. Es geht nämlich um die Gestensteuerung. Eben noch sündteures Spielzeug in der Luxuslimoliga, im 7er BMW etwa, schon im Golf. Wirklich intuitiv bedienbar ist das aber, anders als das virtuelle Cockpit, noch nicht.

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Ebenso werdeb die Ausstattung mit weiteren Assistenzsystemen und die Vernetzung vorangetrieben – der Golf fährt digitalisiert in die Zukunft -, auch das autonome Fahren (teilautonom bis 60 km/h dank Stauassistent). Das ist das Stichwort zu den dynamischen Impressionen, denn wir berichten hier ja von der Fahrpräsentation des Facelift-Golfs auf Mallorca.

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Mag sein, Fords Focus-Fahrwerk ist einen Tick sportiver ausgelegt, der Golf jedenfalls ist dort, wo es um die harmonische Balance geht zwischen Straffheit und Komfort, nahe am allgemeingültigen Idealmaß der Fahrzeugklasse. Passender Terminus: souverän.

Das Antriebskapitel ist so breit aufgefächert, dass wir später gesondert vom elektrischen Golf und vom Plug-in-Hybrid berichten werden. Auf Mallorca geisterte freilich am auffälligsten der neue 1,5-Liter-Benziner herum, den wir uns in der 150-PS-Version gegriffen haben, nachdem der GTI (nun mit 230 und 245 PS) die sportlichen Gelüste befriedigt hatte.

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Die Turbo-4-Zylinder (schon ist auch einer mit 130 PS in Sichtweite) lösen sukzessive die bisherigen 1,4er ab. Sie sollen dank variabler Zylinderabschaltung, erhöhten Einspritzdrucks und innermotorischer Maßnahmen Maßstäbe bei Agilität und Laufkultur setzen, aber auch durch Verbrauchswerte punkten, die den Otto in die Nä-he moderner Dieselmotoren rücken. Mit 7-Gang-DSG kommt der neue 150-PS-TSI auf 4,9 l / 100 km Normverbrauch. Erster Eindruck? Im Klangbild vielleicht ein wenig dünn, ansonsten aber spritzig, agil und sparsam. Feine Sache. (Andreas Stockinger, 11.2.2017)

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Nachlese:

Hyundai i30: Neuer Golf-Schläger

Peugeot 308 GT: Verkehrte Welt

Hyundai Ioniq, Kia Niro: Hand am Strome

Fiat Tipo: Es gibt ein Leben außerhalb von Cinquecento