Tunis – Die tunesische Polizei hat nach Regierungsangaben eine sechsköpfige mutmaßliche Terrorzelle zerschlagen. Die Mitglieder der Gruppe hätten in Kontakt mit der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen gestanden und Freiwillige für den Kampf in Syrien angeworben, erklärte das Innenministerium in Tunis am Samstag.

Dem Ministerium zufolge wurden die Verdächtigen im Alter zwischen 19 und 51 Jahren am Freitag festgenommen. Sie hätten gestanden, heimlich ein "militärisches" Training absolviert zu haben, um sich jihadistischen Gruppen im Ausland anzuschließen.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben sich bisher bereits mehr als 5.500 Tunesier jihadistischen Gruppen in Syrien, dem Irak, Libyen, dem Jemen und Mali angeschlossen. Die tunesischen Behörden gehen von 3.000 Jihad-Kämpfern aus.

Seit der Revolution in Tunesien im Frühling 2011 gab es in dem nordafrikanischen Land eine Reihe islamistischer Anschläge. Im März 2015 wurden bei einem Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis 21 ausländische Touristen getötet. Drei Monate später töteten bewaffnete Angreifer am Strand von Sousse 38 Menschen. Zu dem Angriff bekannte sich der IS.

Am Dienstag empfängt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den tunesischen Ministerpräsidenten Youssef Chahed in Berlin. Vor zwei Monaten hatte der Tunesier Anis Amri bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet. Danach gab es Streit um die Frage, warum der abgelehnte Asylbewerber Amri nicht längst in seine Heimat abgeschoben wurde.

Die deutsche Seite macht dafür auch eine mangelnde Kooperation der tunesischen Behörden verantwortlich. Merkel drang im Dezember darauf, Abschiebungen nach Tunesien "deutlich" zu beschleunigen und deren Zahl zu erhöhen. (APA, 11.2.2017)