Frankreich schreibt an, auch für die Slowakei ist es die erste Medaille bei der Ski-WM in St. Moritz.

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Der entthronte Weltmeister Österreich zieht ab.

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St. Moritz – Wieso soll ein ganzer Belgier nicht einen halben Holländer schlagen? Dries van den Broecke hat sich das vermutlich nicht gedacht. Ebenso wenig, wie sich der 21-Jährige aus Gent, der im Pitztal lebt, gedacht hat, dass er Marcel Hirscher, dessen Mutter aus den Niederlanden stammt, die erste Niederlage in einem Teambewerb beibringen würde. Der Sieg der Nummer 311 der Slalomweltrangliste über die Nummer eins war ein Fingerzeig im Teambewerb der WM zu St. Moritz.

Titelverteidiger Österreich rang Belgien zum Auftakt zwar mit 3:1 nieder, im folgenden Viertelfinale gegen die Schweden setzte es dann aber ein 1:4, zu dem Hirscher seine zweite Teambewerbsniederlage, diesmal immerhin gegen Andre Myhrer, beisteuerte. Ein Stündchen später rang Frankreich die Slowakei im Finale nach 2:2-Siegen mit der um 0,04 Sekunden besseren Gesamtlaufzeit nieder und schrieb erstmals und golden im Medaillenspiegel an. Schweden setzte sich in den Duellen um Bronze mit 3:1 gegen die gastgebende Schweiz durch.

Österreich war zwar als Rekordsieger an den Start der sechsten WM-Auflage dieses Mixed-Bewerbs gegangen, aber nicht unbedingt als Favorit. Michaela Kirchgasser sowie Philipp Schörghofer hatten wegen Knieproblemen abgesagt. Hirscher war wenige Tage davor krank im Bett gelegen.

Mit Methode

Für den Salzburger war das keine Ausrede. "Es wird nur immer schwieriger, sich bei diesem Bewerb durchzusetzen. Die Kurssetzung ist sehr speziell, die Flaggen haben hier besonders gut gehalten. Offenbar sind 1,73 Meter zu wenig, um die Stangen oben zu kippen." Der Bewerb, das musste Hirscher schon beim Cityevent in Stockholm vor der WM zur Kenntnis nehmen, fordert eine eigene Technik. Die Methode, die Doppeltore mit den Fäusten aus dem Weg zu räumen, hat Myhrer salonfähig gemacht. Hirscher: "Ich hab's auch probiert, aber gleich eine aufs Maul bekommen."

Nach einem "Duell auf höchstem Niveau" beklagte Herrenchef Andreas Puelacher die Niederlage gegen Schweden, weil Manuel Feller in seinem Lauf gleich nach dem Start einen Stock eingebüßt hatte. Dass Katharina Truppe ihren Lauf gegen Frida Hansdotter eher nicht um eine Hundertstel verloren, sondern um einen Hauch gewonnen hatte, wurde dagegen nicht thematisiert. Feller hätte bei Gleichstand im Anschluss gewinnen müssen.

Gejubelt haben schließlich die Franzosen, hat Alexis Pinturault, der in der ersten Runde gegen den Russen Pawel Trichischew verloren hatte. "Das war eine tolle Teamleistung. Wenn einer schlecht gefahren ist, hat ihn ein anderer rausgerissen", sagte Hirschers Konkurrent um den Gesamtweltcup nach der ersten Medaille in St. Moritz.

Mit Debütantin

Die zweite soll am Donnerstag im Riesentorlauf der Damen folgen. Favoritin ist die neue Teamweltmeisterin Tessa Worley, die in dieser Weltcupsaison schon die Riesentorläufe in Killington, Sestriere und Maribor gewonnen hat. Österreich stemmt sich ihr mit Titelverteidigerin Anna Veith, Michaela Kirchgasser, Stephanie Brunner, Katharina Truppe und Bernadette Schild entgegen. Auch die Damen für den Slalom am Samstag wurden bereits am Dienstag nominiert. Kirchgasser, Truppe und Schild waren gesetzt, die 19-jährige Niederösterreicherin Katharina Gallhuber, im Weltcup bisher einmal Elfte (Flachau), gibt ihr WM-Debüt. (APA, lü, 14.2.2017)

Ski-WM in St. Moritz, Teambewerb, Dienstag

1. Frankreich
(Adeline Baud Mugnier, Nastasia Noens, Tessa Worley, Mathieu Faivre, Julien Lizeroux, Alexis Pinturault)

2. Slowakei
(Tereza Jancova, Veronika Velez Zuzulova, Petra Vlhova, Matej Falat, Adam Zampa, Andreas Zampa)

3. Schweden
(Frida Hansdotter, Maria Pietilä-Holmner, Emelie Wikström, Mattias Hargin, Gustav Lundbäck, Andre Myhrer)

4. Schweiz
(Wendy Holdener, Melanie Meillard, Camille Rast, Luca Aerni, Reto Schmidiger, Daniel Yule)

5. Österreich (Stephanie Brunner, Ricarda Haaser, Katharina Truppe, Manuel Feller, Marcel Hirscher, Michael Matt), Norwegen, Kanada und Italien

9. Belgien, Slowenien, Tschechien, Russland, Kroatien, USA, Deutschland und Argentinien

Finale: Frankreich – Slowakei 2:2 – Frankreich aufgrund besserer Gesamtzeit des schnellsten Herrn und der schnellsten Dame Sieger (43,58:43:66/+0,08 Sek.)

Worley unterliegt Vlhova (-0,22 Sek.) Pinturault schlägt Andreas Zampa (+0,28) Baud Mugnier u. Velez Zuzulova (-0,20) Faivre s. Falat (+0,04)

Um Bronze: Schweden – Schweiz 3:1

Hansdotter s. Holdener (+0,06) Hargin s. Aerni (+0,33) Pietilä-Holmner s. Rast (+0,21) Myhrer u. Schmidiger (-0,05)

Erstes Semifinale: Schweden – Frankreich 2:2 – Frankreich aufgrund besserer Gesamtzeit weiter (43,24:43:30/+0,06 Sek.)

Hansdotter u. Baud Mugnier (-0,16) Hargin s. Faivre (+0,40) Pietilä-Holmner s. Worley (+0,21) Myhrer u. Pinturault (-1,56)

Zweites Semifinale: Schweiz – Slowakei 2:2 – Slowakei aufgrund besserer Gesamtzeit weiter (43,55:43:61/+0,06 Sek.)

Rast u. Vlhova (-0,26) Schmidiger s. Andreas Zampa (+0,28) Holdener u. Velez Zuzulova (-0,34) Aerni – Falat (+0,37)

Viertelfinale: Österreich – Schweden 1:4

Brunner – Pietilä-Holmner (beide 22,12 Sek./Punkt für beide Teams) Hirscher u. Myhrer (-0,08) Truppe u. Hansdotter (-0,01) Feller u. Hargin (ausgeschieden)

Weitere Viertelfinal-Resultate: Norwegen – Frankreich 1:3, Schweiz – Kanada 2:2 – Schweiz aufgrund besser Gesamtzeit weiter, Slowakei – Italien 3:1

Achtelfinale: Österreich – Belgien 3:1

Brunner s. Kim Vanreusel (disqualifiziert nach Torfehler) Hirscher u. Dries van den Broecke (-0,14) Truppe s. Mathilde Nelles (+0,45) Feller s. Tom Verbeke (disqualifiziert nach Torfehler)

Weitere Achtelfinal-Resultate: Schweden – Slowenien 4:0, Norwegen – Tschechien 3:1, Frankreich – Russland 3:1, Schweiz – Kroatien 4:0, USA – Kanada 2:2 – Kanada aufgrund besserer Gesamtzeit weiter, Deutschland – Slowakei 1:3, Italien – Argentinien 4:0