Belgrad/Wien – Wenn sich Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) am Freitag mit dem serbischen Premier Aleksandar Vučić trifft, dann spielt am Rande auch der russische Präsident Wladimir Putin eine Rolle. Der österreichische Regierungschef hatte sich erst kürzlich wieder deutlich für eine rasche Annäherung Serbiens an die Europäische Union ausgesprochen. Ziel: der EU-Beitritt – denn nur dieser stelle eine gewisse Sicherheit gegen das Streben Russlands dar, auf dem Westbalkan mehr Einfluss zu gewinnen. Auch vor verstärkten Interessen der zunehmend autoritären Türkei und konservativ-islamischer Tendenzen hatte Kern gewarnt.

Im Gegensatz zu Außenminister Sebastian Kurz (derzeit auch OSZE-Vorsitzender) und Innenminister Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) setzt Kern mit seinem Besuch eher wirtschaftliche Akzente: Mit rund 2,3 Milliarden Euro ist Österreich immerhin größter ausländischer Investor in Serbien.

Heikle Innenpolitik

Innenpolitisch ist die Lage in Serbien derweil brisant: Premier Vučić will im Frühjahr Staatspräsident werden – doch dem Vernehmen nach will Tomislav Nikolić sein Feld nicht kampflos räumen und hofft, mit russischer Unterstützung doch noch für eine zweite Amtszeit kandidieren zu können. Womit wir wieder beim Stichwort wären: Russland. (Gianluca Wallisch, 17.2.2017)